1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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I. Dichtungsarten.
1 Lyrische:
Ausdruck eines begeisterten Gefühls, welches das Innerste des
Herzens bewegt, wodurch bei Andern ähnliche Gefühle (Wehmuth,
Schmerz, Freude k.) erzeugt werden sollen. Arten:
a) Lied: Ausdruck eines und zwar eines sanften Gefühls in
einfacher Sprache dargestellt und zum Singen bestimmt. Reli-
giöse (Kirchenlieder), weltliche; zu letzteren gehören Gesellschasts-
und Volkslieder. „Singe, weni Gesang gegeben," v. Uhland; „Lied
eines deutschen Knaben," v. Fr. L. Stolberg. „Das neue Lied,"
v. Herder. — b) Ode: Ausdruck der höchsten Begeisterung, die beim
Wahrnehnien eines erhabenen Gegenstandes hervorgerufen wird.
„Die Frühlingsfeier," „der Züricher See," „der Erlöser," „unsere
Sprache" rc. von Klopstock. „Auf Gott," von Lavater.— c) Hymne:
Gott und seine Eigenschaften, oder überhaupt etwas Göttliches in
hoher Begeisterung besungen. „Herr Gott, dich loben wir" rc. „Dem
Unendlichen," v. Klopstock. — d) Elegie: Ausdruck sanfter, weh-
müthiger Gefühle, durch schmerzliche Trennung, Sehnsucht rc. her-
vorgerufen. „Klage der Ceres" v. Schiller, —„auf dem Schlacht-
felde bei Kunnersdorf" v. Tiedge. „Das Grab" v. Mahlmann. —
e) Cantate: Ausdruck der Gefühle, die ein Gegenstand der Ehr-
furcht, Bewunderung und Theilnahme hervorgerufen hat, dargestellt
in abwechselnden Sätzen, die Musikbegleitung erfordern. Ein? reli-
giöse Cantate heißt auch Oratorium.
2. Lehr- (didaktische) Gedichte:
Poetische Darstellung allgemeiner Wahrheiten und Erkenntnisse,
von denen das Gefühl lebhaft ergriffen ist. a) Eigentliche Lehr-
gedichte: Darstellung ernster Wahrheiten in bilderreicher Sprache.
Tiedge's Urania. — b) Fabeln: Erdichtete Erzählungen, in denen
Thiere oder leblose Gegenstände als denkende Wesen dargestellt sind^
um eine Wahrheit zu veranschaulichen. Aesop 550 v. Chr.« in Grie-
chenland; — Geliert, Pfeffel, Lichtwer, Gleim, Hagedorn, Lang-
bein. — c) Parabeln: Erdichtete Begebenheiten aus dem mensch-
lichen Leben, um, wie in den Fabeln, eine Wahrheit zu veranschau-
lichen. Krummacher in Bremen, ck 1843; Herder. — d) Sa-
tyr e: meistentheils witzige und launige, nur selten ernsthafte Dar-
stellung menschlicher Thorheiten und Verirrungen. Rabener, Les-
sing, Pfeffel.
3. Epischer
Darstellung der Ereignisse in der Menschenwelt und Natur (Erd-
beben, Ueberschwemmungen rc.) und der Handlungen der Menschen,
durch welche das Gefühl mächtig erhoben und erschüttert werden soll.
a) Eigentliches Heldengedicht: Darstellung einer größe-
ren Begebenheit, so daß Grund, Fortgang und Folge geschildert
wird. — b) R o manzen und Balla d en: Darstellung abcuteuer-