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1. Vaterländisches Lesebuch - S. 11

1857 - Jena : Mauke
11 darin geboren bin," sagte er, „so will ich darin sterben, und wie sie mir von meinem Vater erhalten worden ist, sollen sie meine Nachkommen von mir erhalten und auf ihr den Segen ihrer Vor- fahren erben." Da nahm der König eine ernsthaftere Sprache an. „Wißt Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nöthig habe, viel Worte zu machen? Ich lasse Eure Mühle taxiren und- breche sie ab. Nehmt alsdann das Geld, oder nehmt es nicht!" Da lächelte der unerschrockene Mann, der Müller, und erwiederte dem König: „Gut gesagt, allergnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Nämlich, daß er cs wolle ans einen rich- terlichen Ausspruch ankommen lassen. Der König war ein gerech- ter Herr und konnte überaus gnädig sein, also, daß ihm die Herz- haftigkeit und Freimüthigkeit einer Rede nicht mißfällig war, son- dern wohlgefiel. Denn er ließ von dieser Zeit an den Müller unangefochten und unterhielt fortwährend mit ihm eine friedliche Nachbarschaft. Der geneigte Leser aber darf schon ein wenig Re- spect haben vor einem solchen Nachbar, und noch mehr vor einem solchen Herrn Nachbar. _ » 10. Kannitverstan. Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, in Emmendingen und Gundelfingen so gut als in Amsterdam Betrachtungen über den Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel gebratene Tauben für ihn in der Luft umherfliegen. Aber auf dem seltsamsten Umweg kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrthum zur Wahrheit und zu ihrer Er- kenntniß. Denn als er in diese große und reiche Handelsstadt voll prächtiger Häuser, wogender Schiffe und geschäftiger Menschen gekommen war, siel ihm sogleich ein schönes und großes Hans in die Augen, wie er auf seiner ganzen Wanderschaft von Dnttlingen bis nach Amsterdam noch keins gesehen hatte. Lange betrachtete er mit Verwunderung dies kostbare Gebäude, die sechs Kamine auf dem Dach, die schönen Gesimse und die hohen Fenster, größer als an des Vaters Haus daheim die Thür. Endlich konnte et sich nicht entbrechen, einen Vorübergehenden anzureden. „Guter Freund," redete er ihn an, „könnt ihr mir nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dieses wunderschöne Hans gehört mit den Fen- stern voll Tnlipanen, Sternblumen und Levkoien?" — Der Mann aber, der vermuthlich etwas Wichtigeres zu thun hatte und
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