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1. Vaterländisches Lesebuch - S. 178

1857 - Jena : Mauke
178 kein Wandrer, der diese Straße zog, Glaswaare, sonst hatte er für Schaden und Spott nicht sorgen dürfen, ohne Ersatz zu hoffen, wenn er auch gleich der Mann nicht gewesen wäre, den Rübezahl suchte. Bei diesen Anstalten, konnte ihm der schwerbeladene Steffen aller- dings nicht entgehen. Um Besperzeit kam ein rüstiger, frischer Mann angeschritten mit einer großen Bürde auf dem Rücken. Unter seinem fe- sten, sichern Tritte erdröhnte jedesmal dielast, die er trug. Der Lau- rer freute sich, sobald er ihn in der Ferne witterte, daß ihm nun seine Beute gewiß war, und rüstete sich, seinen Meisterstreich auszu- führen. Der keuchende Steffen hatte beinahe das Gebirge erstie- gen; nur die letzte Anhöhe war noch, zu gewinnen, so gings bergab nach der Heimath zu, darum sputete er sich, den Gipfel zu er- klimmen; aber der Berg war steil, und die Last schwer. Er mußte mehr als einmal ruhen, stützte den knotigen Stab unter den Korb, um das drückende Gewicht desselben zu mindern und trocknete den Schweiß, der ihm in großen Tropfen vor der Stirne stund. Mit Anstrengung der letzten Kräfte erreichte er endlich die Zinne des Berges, und ein schöner gerader Pfad führte zu dessen Abhange. Mitten am Wege lag ein abgesägter Fichtenbaum und der Ueber- rest des Stammes stund daneben, kerzengerade und aufrecht, oben geebnet wie ein Tischblatt. Rings umher grünete Tunkagras, Schwallenzagel und Marienflachs. Dieser Anblick war dem er- müdeten Lastträger so anlockend und zu einem Ruheplatze so be- • quem, daß er alsbald den schweren Korb auf den Klotz absetzte und sich gegenüber im Schatten auf das weiche Gras streckte. Hier übersann er, wie viel reinen Gewinn ihm seine Waare dieß- mal einbringen würde, und fand nach genauem Ueberschlage, daß, wenn er keinen Groschen ins Haus verwendete und die fleißige Hand seines Weibes für Nahrung und Kleider sorgen ließe, er gerade so viel lösen würde, um auf dem Markte zu Schmiedeberg sich einen Esel kaufen und befrachten zu können. Der Gedanke, wie er in Zukunft dem Grauschimmel die Last aufbürden und gemäch- lich nebenher gehen würde, war ihm zu der Zeit, wo seine Schul- tern eben wund gedrückt waren, so herzerquickend, daß er ihm, wie natürlich, weiter nachhing. Ist einmal der Esel da, dachte er, so soll mir bald ein Pferd daraus werden, und hab ich nun den Rappen im Stalle, so wird sich auch ein Acker dazu finden, darauf sein Hafer wächst. Aus einem Acker werden dann leicht zwei, aus zweien vier mit der Zeit eine Hufe, und endlich ein Bauerngut, und dann soll Ilse auch einen neuen Rock haben. Er war mit seinen Entwürfen beinah zu Ende, da tummelte
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