1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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folgen. Dahero wird es kein Mensch verachten, daß Jemand
fromme Sprüche wieder ins Leben einzuführen suchet, wie hie-
mit geschieht.
1. Krieg und Brand segnet Gott mit milder Hand.
Dieses Sprüchwort stammt gewiß aus einer Zeit, da es
mit den Kriegen und Bränden noch eine andere Bewandtnis
hatte wie jetzt, d. h. wo im Kriege noch keine Requisitionen
und Repartionen gemacht wurden, und der Abgebrannte noch
durch keine Brandcasse und M'obelgilde seinen Verlust ersetzt,
oft mehr als ersetzt fand. Indeß, wie weit man es auch in
der Vervollkommnung und Verallgemeinerung aller solcher Blitz-
ableiter gebracht hat und noch bringen wird, die auch an sich
nicht zu verwerfen sind, so wird doch jederzeit ein Verhältniß
zwischen Gott und dem Frommen bleiben, in welchem dieser,
wenn ihm die Flamme des Krieges oder des Heerdes sein irdi-
sches Gut nimmt, von der Segenshand Gottes die Entschädi-
gung erwartet und den Erfolg hoffet, und wegen dieses bleiben-
den Verhältnisses wird auch unser Sprüchwort einen bleibenden
Werth behalten. Da ist auch wol kein rechtschaffener Christ
durch einen Brand in Armuth versunken und arm geblieben sein
Lebelang.
2. Gott giebt uns wol eine Kuh, aber führt sie
uns nicht bei den Hörnern zu.
Selber auch Etwas zu thun, um seine irdische Wohlfahrt
zu gründen, ist die Lehre dieses Sprüchworts. Eine Kuh zu
erhalten, darnach strebt der sogenannte kleine Mann auf dem
Lande zunächst, sie ist der Anfang seines Aufkommens. Sie
deckt mehr als einmal des Tags den Tisch, heißt es von ihr.
Wer fleißig arbeitet und treu seinen Verdienst zusammenhegt,
der wird zu einem Besitz kommen, welcher mit ihm arbeitet und
verdient, von dem an es leichter und schneller aufwärts geht.
3. Unrecht Gut gedeihet nicht und kommt selten
an den dritten Erben.
Wer immer nur kann, der halte dieses Sprüchwort fest,
daß es nicht aus der Sprache des Lebens verschwinde. Allein,
was ist dabei zu thun, wenn die Menschen nicht mehr daran
glauben? Es macht nichts, brauche du das Wort nur! Die
Menschen glauben mehr, als sie vorgeben nicht zu glauben.