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1. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 96

1843 - Altona : Schlüter
96 neidischen Verräth er von dem offenbaren Wahrheitsfreunde zu unterscheiden weiß." Er wendete sich unwillig von der Katze hinweg, und mit demüthigen Verbeugungen trat der Fuchs an ihn heran. „Es ist dir," sagte dieser, „wie ich höre, um ei- nen klugen Rathgeber zu thun, und als solchen glaube ich mich, ohne mein eigner Lobredner sein zu wollen, bestens empfehlen zu dürfen. Ich erstaune oft selbst über die Schlauheit, mit der ich mir bald eine gute Beute zu verschaffen, bald aus der Noth zu helfen weiß, und ich glaube, daß kein anderes Thier mir hierin gleich kommt. So z. B. ging ich vor Kurzem hungrig über die Landstraße; es kam ein Bauerwagen heran, von dem mir das Geschnatter der Gänse und das Gackern der Hühner recht anlockend entgegen tönte, und sogleich hatte ich auch schon ei- nen klugen Einfall. Ich legte mich nämlich am Wege der Länge nach hin, hielt den Athem an, und spielte die Rolle des Todten so natürlich, daß mich der Bauer auch wirklich dafür an- sah, mich aufhob, auf den Wagen legte, und ruhig weiter fuhr, ohne von dem, was nun hinter seinem Rücken vorging, eine Ahnung zu haben. Ich würgte nämlich, wobei mich Niemand störte, eine Gans und eine Henne nach der andern ab, faßte dann die fetteste von allen mit der Schnauze, sprang vom Wa- gen hinunter, und eilte mit meiner Beute dem Walde zu, wo ich mir dieselbe in behaglicher Ruhe recht wohl schmecken ließ. " — „Schweige," fuhr der Löwe ihn an: „nach Diebeskünsten und bübischer Arglist habe ich nicht gefragt." — „ Aber Tap- ferkeit und Heldenmuth hast du verlangt," sagte der Wolf, in- dem er sich hervordrängte, „und darin glaube ich, soll mich Niemand übertreffen. Das Pferd, dem ich neulich die Kehle ausriß, war ein Thier, das nicht mit sich scherzen ließ; es schlug mit seinen Hufen so kräftig um' sich, daß ein Anderer es wohl nicht gewagt haben würde, sich ihm zu nahen; mir hat es je- doch erliegen müssen. Und als Tags darauf eine große Schaar von Bauern deßhalb Jagd auf mich machte, den Theil des Waldes, in welchem ich mich aufhielt, einschloß, mich nicht hin- aus lassen wollte, mir immer näher rückte, und mich mit Heu- gabeln und Dreschflegeln grausam ums Leben zu bringen drohte, da faßte lch mir ein Herz, ftürtzte mit äußerster Wuth plötzlich aus dem Gebüsche auf einen dieser Verfolger los, stieß ihn zu Boden, und entrann, ehe noch die übrigen ihm zu Hülfe kommen konnten." — „Das ist", erwiderte der Löwe mit unfreundlichen Blicken, „nicht Heldenmuth, sondern
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