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1. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 158

1843 - Altona : Schlüter
158 \ ten Alters Freudenthränen weinest, wenn du dann gen Himmel blickest und freudig mich segnest, ach, was empfinde ich dann, Vater! Ach, dann schwillt mir die Brust, und häufige Thrä- nen quellen vom Auge. Da du heute an meinem Arm aus der Hütte gingst, an der erwärmenden Sonne dich zu erquicken, und die frohe Heerde um dich her sahest und die Bäume voll Früchte,, und die fruchtbare Gegend umher, da sprachst du: „meine Haare sind unter Freuden grau geworden, seid mir ge- segnet, Gefilde! Nicht lange mehr wird mein dunkelnder Blick euch durchirren; bald werde ich euch gegen seligere Gefilde ver- tauschen!" Ach, Vater, bester Freund, bald soll ich dich ver- lieren ? Trauriger Gedanke! Ach, dann, — dann will ich einen Altar neben dein Grab hinpflanzen, und dann, so oft ein seliger Tag kommt, wo ich Nothleidenden Gutes thun kann, dann will ich, Vater, Milch und Blumen auf dein Grabmal streuen." Jetzt schwieg er und sah mit thränendem Aug' auf den Greis. „Wie er lächelnd da liegt und schlummert!" sprach er jetzt schluchzend. „Es sind von seinen frommen Thaten im Traume vor seine Seele gestiegen. Wie der Mondschein sein kahles Haupt bescheint und den glänzend weißen Bart! O, daß die kühlen Abendwinde dir nicht schaden und der feuchte Thau!" Jetzt küßt er ihm die Stirne, sanft ihn zu wecken, und führt ihn in die Hütte, um sanfter auf weichen Fellen zu schlummern. G c ß n e r. 84. Die Sorgen des Lebens. An einem Frühlingsmorgen führte der königliche Sänger- David seinen Sohn Salomon auf die Höhe von Zion, um ihm den Aufgang der Sonne, den der Knabe noch nicht gesehen, zu zeigen. Noch war es Dämmerung und dichte Thauwölkchen schwebten über den Thälern und Fluren, die sich _ unter ihnen hinzogen und ausbreiteten, und netzten aus ihrer Fülle das Land. „Was ist das? Vater," sprach der Knabe, als er an jedem Blümchen Thautröpschen hängen sah, „haben die Blumen geweint?" — „Das wol nicht," mein Sohn," erwiderte der Vater, „die Blumen können nicht weinen; auch hätten sie keinen Grund dazu. Das ist himmlischer Thau, der sie erquickt und für die Hitze des Tages stärkt. Nur der Mensch weint, wenn er in der Nacht des Lebens nach der Sonne sich sehnt, daß sie seinen Weg erleuchte. — Aber auch für ihn
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