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1. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 185

1843 - Altona : Schlüter
185 seiner Brüder und Halbbrüder, des Rums, des Liqueurs, des Grogs des Punsches, des Thee- und Kaffeepunsches, und wie sie weiter heißen. Schaut nur um euch! Habt ihr sie denn mcht gesehen, und könnt ihr sie nicht täglich sehen die Männer und Frauen, die im kräftigsten Lebensalter nicht wehr angestrengt arbeiten können, weil ihre Kraft gebrochen ist? Der Brannt- wein brach sie! Habt ihr sie nicht gesehen, und könnt ihr sie nicht leider zu oft sehen, die kahlen ausgeleerten Wohnungen, in denen kaum noch ein Stuhl und ein Tisch und ein Stroh- lager, ein Topf, aber kein Bett, kein Schrank, kein Sonntags- rock, keine Bibel, kein Vaterunser, kein Christusbild an der Wand gesehen wird? Wer hat die Wohnung so leer gemacht? Das that die Branntweinsflasche. Durch sie ist dieß Alles hindurch und in die Leihhäuser gegangen. Habt ihr sie nicht gesehen, und könnt ihr sie nicht leider zu oft sehen, die wankenden und schwankenden Menschen, denen die Straße nicht breit genug ist, und hinter welchen die Gaffenbuben herschreien? — Wer hat sie so herabgewürdigt zu den Thieren, wer hat sie um ihre Ehre gebracht vor den Menschen? Das hat der Branntwein! Und wessen sind die schmutzigen, zerlumpten Kinder, mit unge- kämmten Haaren, vor Hunger eingefallenen todtblassen Wangen? Ach, es sind die Kinder einer sich oft in Branntwein berauschenden Mutter, die sie hinausstieß auf die Straße zum Betteln. — Und wer schaut denn dort so ängstlich hinunter in den Keller, aus welchem wildes Geschrei herauftönt, und erzittert und erbebt bei jedem neuen Getobe? Das ist eine liebende Frau. Sie suchet den ihr noch so theuern Mann, und darf sich doch nicht zu ihm hineinwagen in das wilde Gelag, damit sie nicht verhöhnt und weggestoßen werde. Sie steht in dunkler, feuchter Nacht da, ob sie auch vor Kälte zittert, sie steht da und harrt, ob der Mann nicht herauskomme, daß sie ihn bitten könne, mit heim zu kehren, zu den verlassenen Kindern, die sich nach dem lieben Vater sehnen. — Und wen trägt man da hinab von dem wilden Tanzsaal? Es sind Verwundete. Als der Branntwein die Köpfe erhitzte und die Besinnung geraubt hatte, — da wurden die Messer gezogen und die Flaschen geworfen und Menfchenblut vergossen. —• Und wen trägt man dort aus dem Keller als Leiche herauf? Es ist ein sonst achtbarer Bürger, ein sonst thätiger Handwerker, ein sonst friedlicher Gatte, ein Vater von vier Kindern. Aber gestern ging er aus einem Wirthshause in das andere, und als er nun zuletzt in diesen Keller kam, mußte
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