1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Amt lieber haben, denn Lehrer sein; denn ich weiß, das; dies;
Werk nächst dem Predigtamt das allernützlichste, größte und
beste ist, und weiß dazu noch nicht, welches unter beiden das
beste ist. Denn es ist schwer, alte Schälke fromm zu machen,
daran doch das Predigtamt arbeitet, und viel umsonst arbeiten
muß; aber die jungen Bäumlein kann man besser biegen und
ziehen, obgleich auch etliche darüber zerbrechen. Lieber, laß es
der höchsten Tugend eine sein auf Erden, fremden Leuten ihre
Kinder treulich ziehen, welches gar wenig und schier Niemand
thut an seinen eigenen."
„Zch wollte, daß keiner zu einem Prediger erwählet wür-
de, er wäre denn zuvor Lehrer gewest. Wenn einer hat Schule
gehalten ungefähr zehn Zahre, so mag er mit gutem Gewissen
davon lassen; denn die Arbeit ist zu groß, und man hält sie
geringe. Es ist aber soviel in einer Stadt an einem Lehrer
gelegen, als am Pfarrherrn. Und wenn ich kein Prediger wäre,
so weiß ich keinen Stand auf Erden, den ich lieber haben wollte.
Man muß aber nicht sehen, wie es die Welt verlohnet und hält,
sondern wie es Gott achtet, und an jenem Tage rühmen wird."
Anzusehen 1. B. Samuel. 7 v. 17. Luther.
139. Von Schulen als Werkstätten des Geistes
Gottes oder des heiligen Geistes.
(Schulrede.)
Unsere Vorfahren nannten die Schulen Werkstätten des
Geistes Gottes. Die Benennung, recht verstanden, drückt eine
so edle Sache und zwar viel wahrer und inniger aus, als alle
jene Zdolenausdrücke vom Tempel des Apollo, der Musen und
Grazien nur bezeichnen mögen. Geist Gottes hieß bekann-
termaßen von den ältesten Zeiten her bewegende mächtige Na-
turkraft, jene lebendige Regung, die den Geschöpfen Leben mit-
theilt, die durch Wirksamkeit ihr Leben erhält, ihre Kräfte stärkt
und fördert. Geist Gottes hieß ihnen in menschlichen Seelen
jede edelste Kraft, wenn sie sich in vollem Genus; ihres Da-
seins auf die vorzüglichste Weise äußert. Geist Gottes hieß
ihnen endlich jenes fortwährende Streben des Menschen, immer
vollkommener zu werden, Heller im Verstände, reiner im Her-
zen, kräftiger im Willen, von innerm Vorwurf frei, der Gott-
heit nahe, ihr verwandt, nach ihr gebildet. Die schönsten
Sprüche und Aufmunterungen hierüber stehen in einem vom