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1. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 277

1843 - Altona : Schlüter
277 unterhaltendes, als durch die geistreichen Erklärungen belehrendes Werk. Das Antlitz ist der Seele Bild: Das Laster macht es roh und wild, Die Tugend lieblich, hold und mild. Das Ende dieses Edlen ist traurig, aber doch erhebend. Am 25. Sept. 1799 bestegte der französische Feldherr Mastena in der Schlacht bei Zürich das vereinigte ostreich-russische Heer. Den folgenden Tag rückten die Franzosen wieder in Zürich ein; ein wildes Soldatenleben schreckte in allen Straßen den fried- lichen Bürger. Eben hatte Lavater zwei Soldaten, die mit Ungestüm vor einem nur von Frauen bewohnten Hause Wein forderten, nach Wunsche befriedigt und stand nun ruhig in der Thür. Da kam ein anderer Soldat, der ihm zu verstehen gab, daß er ein Hemd brauche. Lavater will ihn mit Geld begüti- gen — er fordert mehr und wieder mehr, so daß seine Forde- rungen nicht mehr berücksichtigt werden können. Wüthend zieht er den Säbel. Lavater flüchtet sich zu einigen nahe dabei stehen- den Bürgern, und redet den Grenadier, der ihm kurz zuvor auf das freundlichste für den gereichten Wein gedankt und Geld- anerbietungen abgelehnt hatte, um Schutz an. Doch von sata- nischer Wuth ergriffen, geht dieser mit dem Bajonett auf ihn los, und schreit ärger als der erste: ,/Geld her!" Einer von den Bürgern zieht Lavater, den Arm um ihn schlingend, zurück. In dem Augenblick drückt der Grenadier ab; die Kugel geht dem schützenden Bürger durch den Arm, und Lavater unmittel- bar unter der Brust durch. Mit Entsetzen nahm man ihn in das nächste Haus; Wundärzte eilten herbei und fanden die Wunde der Tätlichkeit nahe. Nachdem die ersten, unsäglichen Schmerzen überwunden waren, schien die Heilung einen guten Gang zu gehen, und die Wunde fing an, sich wieder zu schließen, so daß Lavater im December es sogar wagte, vor seiner theuren, lieben Ge- meinde wieder zu erscheinen und selbst zu predigen. Doch mit Ende Januar durfte er das Zimmer nicht mehr verlassen; sein Zustand wurde von Tag zu Tag schlimmer. Bewundernswerth war die Ruhe und Gelassenheit, mit der er die großen Schmer- zen trug; die eine Rippe schien von dem Knochenfraß ergriffen
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