1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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unterhaltendes, als durch die geistreichen Erklärungen belehrendes
Werk.
Das Antlitz ist der Seele Bild:
Das Laster macht es roh und wild,
Die Tugend lieblich, hold und mild.
Das Ende dieses Edlen ist traurig, aber doch erhebend.
Am 25. Sept. 1799 bestegte der französische Feldherr Mastena
in der Schlacht bei Zürich das vereinigte ostreich-russische Heer.
Den folgenden Tag rückten die Franzosen wieder in Zürich ein;
ein wildes Soldatenleben schreckte in allen Straßen den fried-
lichen Bürger. Eben hatte Lavater zwei Soldaten, die mit
Ungestüm vor einem nur von Frauen bewohnten Hause Wein
forderten, nach Wunsche befriedigt und stand nun ruhig in der
Thür. Da kam ein anderer Soldat, der ihm zu verstehen gab,
daß er ein Hemd brauche. Lavater will ihn mit Geld begüti-
gen — er fordert mehr und wieder mehr, so daß seine Forde-
rungen nicht mehr berücksichtigt werden können. Wüthend zieht
er den Säbel. Lavater flüchtet sich zu einigen nahe dabei stehen-
den Bürgern, und redet den Grenadier, der ihm kurz zuvor
auf das freundlichste für den gereichten Wein gedankt und Geld-
anerbietungen abgelehnt hatte, um Schutz an. Doch von sata-
nischer Wuth ergriffen, geht dieser mit dem Bajonett auf ihn
los, und schreit ärger als der erste: ,/Geld her!" Einer von
den Bürgern zieht Lavater, den Arm um ihn schlingend, zurück.
In dem Augenblick drückt der Grenadier ab; die Kugel geht
dem schützenden Bürger durch den Arm, und Lavater unmittel-
bar unter der Brust durch. Mit Entsetzen nahm man ihn in
das nächste Haus; Wundärzte eilten herbei und fanden die Wunde
der Tätlichkeit nahe.
Nachdem die ersten, unsäglichen Schmerzen überwunden
waren, schien die Heilung einen guten Gang zu gehen, und
die Wunde fing an, sich wieder zu schließen, so daß Lavater
im December es sogar wagte, vor seiner theuren, lieben Ge-
meinde wieder zu erscheinen und selbst zu predigen. Doch mit
Ende Januar durfte er das Zimmer nicht mehr verlassen; sein
Zustand wurde von Tag zu Tag schlimmer. Bewundernswerth
war die Ruhe und Gelassenheit, mit der er die großen Schmer-
zen trug; die eine Rippe schien von dem Knochenfraß ergriffen