1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Werfen nur jetzt einen Blick auf die als schädlich aiv
genommenen Thiere und sehen zugleich, mit welchem Rechte
sie als solche gelten und verfolgt werden dürfen.
1. Säugethiere. Von den größeren Raubthieren, dem
Bären, Luchs und Wolf haben wir nichts mehr zu fürch-
ten, wol aber nennt man als schädlich Fuchs, Dachs, Fisch-
otter, Marder, Iltis und Wiesel. Vor ihren Streife-
reien gegen das Hausgeflügel können wir uns sichern, auch wird
ihnen vom Forstpersonal uneingeschränkt nachgestellt, obgleich es
wol gemäßigt werden sollte, da Wiesel, Dachs und Fuchs durch
Vertilgung von Mäusen sehr nützlich werden und man ihnen
nur da nachstellen sollte, wo sie sich in der Nähe bewohnter
Orte zeigen.
Die Fledermäuse, deren es gegen ein Dutzend Gattun-
gen in Deutschland gibt, werden allenthalben getödtet, wo sie
angetroffen werden, obgleich sie uns keinen Schaden zufügen,
sondern uns vielmehr nützlich werden. Sie nähren sich aus-
schließlich von lebenden Insekten, welche sie des Nachts im
Fluge aus der Luft wegschnappen. Darunter sind aber eine
große Menge Nachtschmetterlinge, von denen viele dem Gemüse
und den Obstbäumen sehr schädlich werden. Wenn hie und da
eines dieser Thiere in Küchen, Speisekammern re. angetroffen
wird, so ist es nur durch die Verfolgung geflüchteter Infekten
dahin gerathen; denn daß sie den in Speisebehältern und
Schornsteinen aufbewahrten Fleischvorräthen nachgehen, ist Un-
wahrheit.
Mit den Fledermäusen im Verein arbeitet ungefähr ein
halbes Dutzend Gattungen Spitzmäuse zu unserem Nutzen.
Diese gehen den Larven und Puppen in der Erde begierig nach,
während die Fledermäuse die schon ausgebildeten Insekten in
der Luft verfolgen. Hier sieht man recht deutlich, welche Miß-
griffe aus der Unkenntniß der Naturbeschreibung hervorgehen.
Weil die Spitzmäuse ihres äußern Aussehens wegen schlechtweg
Mäuse genannt werden, stellt man sie mit den eigentlichen
Mäusen zusammen und verfolgt sie ohne Unterschied. Die
Mäuse ^ sind pflanzenfressende Nagethiere und schädlich; die
Spitzmäuse sind Thiere, die sich bloß von thierischen Stoffen
nähren. Die Spitzmäuse aber haben, wie noch viele andere
Thiere, z. B. die Ratten, einen moschusartigen Geruch. Dieser
Umstand ist die Ursache, warum die Spitzmäuse nicht von den