1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Herr des Lebens den'garten Eden gepflanzet, und
ihn dem ersten Menschenpaar zum Wohnplatz an-
gewiesen habe, und daß das Menschengeschlecht auch dann
nicht seiner Hut und Liebe beraubt wurde, als Sünde und
Schuld die ersten Eltern aus dem Paradiese vertrieben habe.
Und diese Pflege ist dem menschlichen Wesen von Gott ver-
liehen, weil der Mensch geschaffen ist zu seinem Bilde, und
sein Wesen der rhm eingehauchte unsterbliche Geist
ist. Durch diesen wird auch der Körper des Menschen über
das schönste Thier erhoben. Seine aufrechte Stellung, seine
edlere Gestalt überhaupt, seine zarte, glatte Haut, sein schönes
Antlitz, seine hohe Stirn, sein kleiner Mund, seine klugen Augen,
seine sprechenden Mienen, die alle Empfindungen des Innern
so verständlich ausdrücken: sind Zierden und Auszeichnungen des
menschlichen Körpers, welche auch die höchsten Thiere entbehren.
Dazu die Bildsamkeit seiner Sinneswerkzeuge und die
mannigfaltige Anwendung aller seiner Glieder. Wol
mögen einzelne Thiere einzelne schärfere Sinne haben, als der
Mensch; aber des Menschen Sinne gehen durch ihre Bildungs-
fähigkeit weit über die der Thiere hinaus. Das Thier kann
nicht besser sehen und hören lernen, als es sieht und hört, nicht
Farben und Töne unterscheiden, wie der Mensch. Aber das
Auge, wie hat das der Zeichner und Maler gebildet, und wie
der Musiker sein Ohr, das unter vielen Instrumenten einen ein-
zigen falschen Ton bemerkt! Dann die mannigfaltige Anwen-
dung seiner Glieder, namentlich der Hände, zum Schreiben,
Zeichnen, Orgelspielen und zu den künstlichsten Arbeiten. Und
gehört nicht auch die wunderbare und so wohlthätig bil-
dende Gabe der Sprache zum Theil dem Körper an? Ge-
wiß, schon der Körper des Menschen ist „wunderbarlich gemacht"
(Ps. 139, 14.), eine Welt voll Wunder und die Krone der
irdischen Schöpfung. Natürlich, denn er sollte sein die Woh-
nung eines Edlen, ein Gefäß des göttlichen Odems, die Einfassung
und das Kleid eines himmlischen, göttlichen Geistes hier und der-
einst: Röm. 7, 24. Wir wissen, daß Gottes Geist in ihm
wohnet und er ein Tempel Gottes ist. 1 Cor. 3, 16.
Wie wunderbar hat Gottes Macht Kein ander Erdenwescn freut
Des Menschen Leib bereitet! Sich solcher Würd' und Anmuth,
Obgleich aus Staub hervorgebracht. Ist doch des Menschen Angesicht
Ist er doch reich bekleidet Der Spiegel seiner Seele:
Mit Hoheit und mit Herrlichkeit; Aus seinem klaren Auge spricht