1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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gast, in zweiter Reihe die Kreisstädte Delitzsch und Bit ter feld
in noch größerer Entfernung Eilenburg mit seinen Höhenzügei
und in Sachsen Wurzen, sowie den Hubertsburger Wald
Mehr nach Nordost liegen die Städte Wittenberg, Coswig
und Dessau, vor ihnen die ausgedehnte Dessauer Heide. Geger
Nord erblickt man Zerbst, Cöthen, Aken, Calbe, Barby
Könnern, Salze, Schönebeck und in bedeutender Ferne die
Domspitzen von Magdeburg. Im Westen zeigen sich Als leb en
Sandersleben, Rothenburg, Gerbstädt, Löbejün, Wed
tin, der Harz mit seinem Blocksberge (Brocken), Eisleben
das Katharinen- und-Welfelsh ol z (in der Nähe der letzterr-
Stadt) und Fr ei bürg. Vor uns im Süden haben wir die Uni-
versitätsstadt Halle, Lauchstädt, Merseburg mit seinem ehr-
würdigen Dome, Weißenfels und Lützen, sowie die Höhen und
Schlachtfelder von Roßbach und Leipzig. Viel bedeutender ist
jedoch die Anzahl der Dörfer, welche man vom Gipfel des Peters-
berges aus erblickt. Sie schwimmen an manchen Punkten gleichsam
zu einer großen Stadt, zu einem Häusermeere zusammen, so z. B
gegen Nord in Anhalt. Einen sehr schönen Anblick gewährt auch
das nach Süden hin sich erstreckende Thal der Goitzsche mit feinen
vielen Dörfern zwischen anmuthigen Gärten und Baumgruppen.
»Noch entzückender,« sagt Hesekiel, »stellt sich die Aussicht, die
auch in ihrer Uubegrenztheit etwas Anziehendes hat, dar, wem
man sich auf den Rücken, und den Kopf in eines der an der Norkr .
feite des Berges befindlichen kleinen Löcher, mithin tiefer, als den
Körper legt, und nun über sich in die Ferne blickt; denn alsdanr
scheint sich ein magischer Schleier über das ganze gigantische Rund
gemälde zu verbreiten.«
Die Abhänge des Berges sind fast durchgängig bis zum Gipse
hinauf bebaut. Gleich den Nestern der Schwalben liegen, besonders
am Ost-, Süd- und Westabhauge, die Häuser zerstreut an der sanften
Abdachung, umschlossen von einem kleinen Gärtlein oder kleinen
Felde, deren Fruchtbarkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Hat jo
der Gipfel noch so viel Erdreich, daß die Todten aus den Dörfern
Petersberg, Drehlitz und Frößnitz hier beerdigt werden können.
Der einzige Brunnen des Berges ist ein Wasserbehälter, ein'
natürliche Felsenhöhle am Nordabhange, im sog. Baumgarten. Bel
einer Tiefe von 14 Fuß enthält der Brunnen fast immer in hin
reichender Menge gutes und reines Schwitzwasser. Nur bei großer
Dürre oder anhaltender Kälte tritt empfindlicher Wassermangel ein
und dann ist das Wassertragen in die Wohnungen auf dem Gipfe>
des Berges eine äußerst mühsame, beschwerliche Arbeit.
Merkwürdig ist auch der ziemlich bedeutende klimatische Abstank
zwischen dem Gipfel des Berges und den an seinem Fuße liegender