1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Nicht allein aber in geschichtlicher, sondern auch in industrieller
Hinsicht ist Gnesen von Bedeutung. Die 8000 Einw. der Stadt,
darunter 1500 Juden, verfertigen Tuch und Leinwand in Menge
und treiben mit diesen Artikeln einen wichtigen Handel. Auch wird
der lebhafte Verkehr durch einen 8 Tage lang währenden berühmten
Pferde- und Viehmarkt um Vieles gehoben. — Das hiesige Prie-
sterseminar wird von vielen katholischen Studirenden besucht, die
späterhin sämmtlich als Geistliche wirken. In Gnesen haben auch ein
Landrath und andere Kreisbehörden ihren Sitz, da die Stadt Haupt-
ort des gleichnamigen Kreises im Regierungsbezirk Bromberg ist.
14.
Jas Httejengeöirge.
Auf der Grenze zwischen Schlesien und Böhmen erstreckt sich
das Sudeten-Gebirge, dessen höchster und zugleich interessante-
ster Theil das Riesengebirge ist. Im weitesten Sinne umfaßt
man unter diesem Namen auch noch das Jsergebirge oder den
Jserkamm, auf dem die 3550' hohe »Tafelfichte« und das fast
eben so hohe »Heufuder« sich erheben. Im engern Sinne versteht
man aber unter dem Riesengebirge denjenigen Theil der Sudeten,
der zwischen der Zackenquelle und deni Ursprünge des Bober's liegt.
Das 5 Ml. lange Gebirge führte bei den Alten den Namen »Ge-
birge der Äsen«, d. i. der riesenhaften Götter, und hat seiner Haupt-
masse nach nur eine Breite von 2 Ml. Da der Zug jedoch nach
Nordost und Südwest sich verästelt, so mag die eigentliche Breite
schon auf 4 Ml. anzuschlagen sein. Durch eine Einsattelung, in
der die »Mädelwiese« und die »Sieben Gründe« sich befinden, wird
der Zug in einen östlichen und einen westl ichen Flügel getheilt.
Aber auch der Länge nach besteht der Zug aus zwei Kämmen, von
denen der kleinere der Schlesische, der größere aber der Böh-
mische Kanim heißt. Zu dem letztern gehören z. B. der Ziegen-
rücken, dessen Kamm stellenweis oft nur einen Fuß breit ist, und
der Kronosch, die mit dem nordöstlichen Kamm die bereits ge-
nannten »Sieben Gründe« einschließen. Unter den wiesen- und
moorreichen Hochebenen verdient besonders die »Elbwiese« unsere
Aufmerksamkeit. Hier ist, es ja, wo unser deutscher Hauptstrom
Elbe seinen Ursprung nimmt. Der eigentliche Quellbach ist das
Weiß Wasser, das am westlichen Abhange der »weißen Wiese«,
4290' über dem Meere, auf einer weiten, sumpfigen und an Quellen
reichen Vergebene entspringt und bald an der »Wiesenbaude«, dem
ersten Hause an der Elbe, vorüberfließt. In dem wilden »Weiß-
wassergrunde« bildet der Bach zahllose kleine Wasserfälle, da ihm
die Felsblöcke hindernd in den Weg treten. Nachdem das Weiß-
wasser das Silberwasser, den krummen Seifen, den Sturmgraben,