1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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»Friesensteine« mit ihren Felsmassen. Weiter von O. nach S. zu,
sieht man die niedere Hälfte der Stadt Schmiedeberg; noch weiter
gen S. verschließt der »Gröbelsberg« die Aussicht, an dessen Ab-
hang die Annakapelle erbaut ist, und dicht an dessen Fuße im Thale
man einige Häuser von Arnsdorf gewahrt. Weiter nach dem Kynast
zu, unter der Annakapelle, liegt Seydorf mit seinen zwei Kirchen;
links im Thale nach N. hin erhebt sich der »Stangenberg« mit sei-
nem Thurme. Von Seydorf nach dem Kynast gegen W. liegt Giers-
dorf beinahe in arader Richtung. Seitwärts Giersdorf, nördlich,
liegt das kleine Märzdorf. Gehen wir von der Annakapelle südöst-
lich, so sehen wir die höchste Spitze des Gebirges, die »Riesen- oder
Schneekoppe«. Wir wenden uns mehr und mehr nach S., um die
erhabene Bergwelt zu schauen, und sehen dicht bei der Schneekoppe
die kleinere »schwarze Koppe«, noch weiter rechts, beinahe ganz
südlich, den großen'teichrand, unter demselben Felsenmassen, die
»Dreisteine« genannt. Oben auf dem Hochgebirge im S. den »Mit-
tagstein«. Von S. nach W. erbeben sich nun auf dem Riesengebirge
die Kuppen des »kleinen Rades«, der »kleinen Sturmhaube«, noch
weiter nach W. am Abhange der Felsenpartie die »Mädelsteine«,
ferner das »große Rad« und die »große Sturmhaube«. Nach W.,
unter der großen Sturmhaube, liegen die »Schneegruben«, an deren
Rändern oben Felsen liegen, welche die »Teufelskanzel« heißen.
Noch weiter bin und etwas niedriger liegt der »Reifträger« mit
seinen Felsenklüften, und im fernen W. liegen Berge, die schon zum
• Jsergebirge gehören«.2)
In Ruinen weilt die Sage so gern. Sie weilt auch in diesen
Ruinen, und deshalb will ich dir, lieber Leser, nur Einiges darüber
mittheilen. Die älteste Sage ist unstreitig die von der »Kunigunde«
oder »dem Ritt um die Mauer«. Es wohnte nämlich auf dem
Kynast ein Fräulein, dessen Schönheit weithin berühmt war. Viele
Ritter stellten sich ein, uni das reizende Mädchen als Gattin heim-
zuführen. Doch war es nicht leicht, ihre Gunst und ihr Wohlwollen
zu erwerben; denn sie stellte folgende schwere Aufgabe:
„Nur den erwähl' ich zu meinem Gemahl,
Ter hier um die Mauer wird reiten.
Zwar krumm ist der Weg und höckricht und schmal,
Doch wer sich sürchtet zu gleiten:
Ter bilde nimmer sich thöricht ein,
Ter Gatte von Kunigunden zu sein."
Viele schon hatten dies Wagstück zu ihrem Verderben unter-
nommen. Da endlich kam ein Ritter aus Thüringen an, die schwere
Aufgabe zu lösen. Er vollführte auch glücklich den kühnen Ritt
um die Mauer.
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