1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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sich dem Blicke die Stadt Markolsheim dar. Unterhalb Schlett-
stadt erreicht das Auge die kleine Stadt Benfeld und links von
dieser, aber in weiterer Ferne den fast 2400' hohen »Odilienberg«,
der den Odilienbrunnen und andere Merkwürdigkeiten aufzuweisen
hat. Gegen N. winkt Straß bürg, die »wunderschöne Stadt«,
mit ihrem herrlichen Dome. Sie war ehemals die Hauptstadt des
Elsaß und freie deutsche Reichsstadt. Da Straßburg stark befestigt
ist, so gehört sie zu den Hauptfestungen des französischen Kaiser-
reichs. Ueberhaupt ist die Stadt von Bedeutung durch ihre zühl-
reichen Fabriken, durch ihre Universität oder Akadenüe, durch ihren
Handel und durch ihre ziemlich starke Bevölkerung: 80,000 Ein-
wohner. Am berühmtesten ist jedoch Straßburgs »Münster« mit
seinem 450' hohen Thurme von durchbrochener Arbeit. Stöber
singt von ihm:
„Am Tage stehst du still und wie verdrosten,
die junge Welt dir um die Füße schwärmt;
Nur wenn vom Sternenlicht du ganz umflossen,
verkündest du, was Jahrhunderte dich härmt.
Dann ist dein Scheitel wundersam umschimmert,
dann stehst du, eine Lilie, eingetaucht
In aller Zeiten Pracht, und so umflimmert
hast du dein Klaglied in die Luft gehaucht.
Dann wird's auch hell dort über deinem Rheine,
im fernen Süden ist der Nacht entblüht
Das Freiburgmünster, das im Silberscheine
dem einz'gen Freunde, dir, entgegenglüht.
Ihr haltet Zwiesprach dann, ihr tauscht die Klagen
des Heimweh's um die längst vergang'ne Welt,
Propheten seid ihr, seht die Wunden schlagen,
und wisset, was das Heil gebunden hält!"
Straßburg gegenüber, auf dem rechten Rheinufer, gewahrt
man Kehl, eine i. I. 1815 geschleifte Reichsfestung. Wenden
wir den Blick nach Südwest über Alt-Breisach hin, so schauen
wir an der Jll die Stadt Ensisheim, die uns an den aus
Göthe's Leben bekannten, 170 Pfund schweren »Meteor« erinnert.
Es war nämlich am 7. Novbr. 1492 Mittags zwischen 11 und
12 Uhr, als bei dieser Stadt mit einem Donnerschlage, den man
bis Luzern hörte, vor den Augen mehrerer Zeugen ein Stein von
280 Pfund Schwere auf ein Weizenfeld fiel und tief in den Boden
einschlug. Kaiser Maximilian I., der sich eben. in Ensisheim auf-
hielt, ließ den Swin ausgraben, mit einer Inschrift versehen, in
dem Chor der Kirche aufhängen, und verbot, etwas davon abzu-
schlagen. In der Revolutionszeit wurde er nach Colmar gebracht,
und kam später, durch Abschlagen stark verkleinert, in die Kirche