1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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irdischen Gluth und Hitze, sondern auch die vielen merkwürdigen
heißen Quellen. Nordwestlich vom Hekla liegt das sog. Hogn-
d a l, auch »Geiserthal« genannt, welches eine Menge kleiner Krater
hat, worin sich heißes Wasser von 65° R. befindet, in welchem
viel Kieselstoff enthalten ist, und aus welchem sich unaufhörlich
Sinteropal absetzt, so daß jedes Wasserbecken von einem 10—30 F.
hohen Opalwalle umgeben ist. Man nennt jene heißen Wasser
Geiser. Das Becken des »großen Geisers«, welchen die Isländer
»Hognesgrimm« nennen, hat etwa 70 F. Durchmesser. Von Zeit
zu Zeit, zuweilen mehrmal des Tags, hört man unter ihm in der
Tiefe einen rollenden Donner; es steigt dann siedendes Wasser in
der Mitte des Beckens herauf, erst schwächer, dann allmälig bis
zu 10 und 20 F. Höhe, bis das ganze Becken gefüllt ist, um
welches indeß der Boden leise zittert. Endlich tobt's in der Tiefe,
als würden Kanonenschüsse losgefeuert, der Boden bebt heftig,
und mitten aus dem Becken bricht eine bis 20 F. dicke und 1- bis
300 F. hohe, aus siedendheißen Dämpfen bestehende Säule mit
' furchtbarem Tosen hervor. Nach Verlauf von 5 —15 Minuten
hört das Steigen des Dampfes auf, im Becken kocht und wirbelt
das Wasser noch, und versinkt dann plötzlich in die Tiefe, so daß
nun das Becken fast leer erscheint. Noch höher steigt die nur
6—7 F. im Durchmesser haltende Wassersäule des »neuen Geisers«.
Die heißen Quellen in der Nähe des Krabla sind unter dem Na-
men »Reikiahverar« bekannt und werfen mit brüllendem Getöse
reines Wasser, oft aber auch Schlamm aus.
An Tbieren und Pflanzen, sowie cxi Mineralien, ist Island
daher nicht allzureich. Merkwürdig ist's aber, daß in Island
durchaus keine Reptilien zu finden sind. Häufige Stürme und
viele Nebel machen den Landbau fast unmöglich. Es wächst kein
Getreide, nicht einmal die noch in Norwegen fortkommende Gerste.
Man baut Runkelrüben, Kartoffeln, Kohl, Flachs, Petersilie, Ret-
tige, Radieschen, Senf und Kresse. Verschiedene Beeren und das
bekannte »Isländische Moos« wachsen wild. Unter den 870 Pflan-
zenarten der Insel giebt's 400 Kryptogamen. Birken, Weiden,
Ebereschen u. s. w. kommen nur verkrüppelt, zwergartig vor. Aus
dem Thierreiche findet man Rindvieh, Pferde, Schafe, Schweine,
Hunde, Rennthiere, Füchse, weiße Bären u. dergl. An der Küste
giebt's Schellfische, Kabliau's, Häringe, besonders an der Nord-
küste, große Haifische, Seehunde, Eiderenten, viele andere Seevögel
und Fische. Das Mineralreich liefert Schwefel, Vitriol, Alaun,
Torf, Braunkohle, Salz, Obsidian, Opal, Bimsstein und Lava.
Den Holzmangel ersetzen zum Theil die schwimmend ankommenden
Kiefern, Fichten und Birken, oder mit einem andern Worte, das
»Treibholz«. Schmiedekohlen werden aus dem Holze der Zwerg-
birke bereitet.