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1. Geographische Skizzen aus Europa - S. 197

1868 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
197 erschüttert haben, keine hervorragende Rolle. Die obern Klassen sprechen französisch; in der untern ist das Flamländische und Wal- lonische das gebräuchlichste Idiom. Antwerpen hat das Eigenthümliche, wie das alte Venedig, zu- gleich Handels- und Gewerbsstadt zu sein. Der industrielle Geist, der in ganz Belgien Wohnt, nährt eine Menge Manufak- turen und Fabriken. Ein altes Hauptgewerbe ist die Stickerei und Spitzenfabrikation, welches die Mode neuerdings wieder belebt hat. Mehr als 10,000 Menschen, theils in der Stadt, theils auf dem Lande, sind damit beschäftigt. Außerdem finden wir hier Tuck-, Seiden- und Baumwollenzeug-, Gold- und Silbertressen-, Bänder-, Zwirn-, Seilerwaaren-, Tapeten-, Leder- und Wachstuchfabriken, Manufacturen in feinen baumwollenen Strümpfen, ferner Kattun- druckereien, Papierfabrikation und Bleicherei. Der Schiffsbau wird großartig betrieben; die Zuckerraffinerien beschäftigen 7- bis 800 Arbeiter. In der Kunst, Edelsteine zu schleifen, dieselben zu fassen, besonders in der Diamantschleiferei, rivalisirt Antwerpen jetzt mit Amsterdam. Der Handel Antwerpens, den man nach der Abtrennung Belgiens von den Niederlanden i. I. 1830 dem Ruin nahe glaubte, da dieses Ereigniß die belgische Flagge von den niederländischen Colonien ausschloß und die Hauptkanäle mit einem Male ver- stopfte, welche ihn so lange genährt hatten, hat sich dennoch nach kurzer Stockung seit jener Zeit wieder sehr gehoben. Antwerpen wurde sogleich nach dem Fall der Citadelle und der Vertreibung der Niederländer aus der Schelde zum Freihafen erklärt, allen Flaggen und Nationen zum freien Verkehr geöffnet und dem Han- del jegliche Fessel abgenommen, die ihn früher beschwerte. Die Lage der Stadt, am größten Strome des Landes, am Ende einer Menge schiffbarer Kanüle, die zum Theil weit in die Nachbarlän- der reichen, das Eisenbahnnetz, welches das volkreiche Belgien gleichsam zu Einer Stadt verbindet, von der Antwerpen den Hafen vorstellt, die riesenmäßige Entwicklung der Industrie des jugend- lichen Reichs thaten das Uebrige, die Stadt nach der Trennung von den Niederlanden zu einem Emporium zu machen, dessen Be- deutung und Größe noch lange nicht seine Grenze erreicht hat. Ueberhaupt liegt die Stadt zum Handel vortrefflich, da die Schelde hier einen schönen Hafen bildet, in welchen die größten Schiffe aus der See einlaufen und durch Kanäle in die Stadt kommen können. Merkwürdig sind auch der schöne Kai, die beiden, den Hafen bildenden Bassins, wovon das größte 42 Linienschiffe fassen kann, und die großen, vom Seearsenal bis zu diesen Bassins sich erstreckenden Schiffswerften. Im Jahre 1851 liefen 1375 schiffe mit fast 338,000 Tonnen ein und 1356 Schiffe gingen ab. Außer- dem machten 19 Dampfschiffe mit 5559 Passagieren 305 Reisen.
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