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1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
200
Parma den Werth Antwerpens, das die Herrschaft über die Schelde
sicherte, erkannte, legte sie bei Gelegenheit der hier wüthenden
Bilderstürmerei eine stärkere Besatzung in die Stadt. Kühner aber
trat der grausame Alba der Bürgerfreiheit entgegen. Nicht zu-
frieden mit den vorhandenen Festungswerken, die i. I. 1546 von
Karl V. durch den Ingenieur Franz angelegt wurden, erbaute er
von 1567 — 72 die Citadelle mit einem Kostenaufwande von fast
1 Vs Millionen Thalern, wozu die Stadt */3 beitragen mußte.
Auch setzte sich Alba hier ein aus eroberten Geschützen gegossenes
Denkmal, zu dessen Füßen die zweiköpfige und vierarmige Empö-
rung in Ketten sich wand. Noch heute erinnert an diese Begeben-
heit eine vorhandene lateinische Inschrift in der Mitte der Citadelle.
Zweimal machte Wilhelm von Oranien i. I. 1547 den vergeb-
lichen Versuch, die spanische Besatzung aus der Citadelle zu ver-
treiben. Die Bedrückung durch die Spanier war arg. Oft kam
es zu einem blutigen Handgemenge. Am furchtbarsten aber war
das Blutbad, welches den 4 Nov. 1486 von der spanischen Sol-
dateska angerichtet wurde. Das Rathhaus und 600 Bürgerwoh-
nungen gingen in Flammen auf, über 10,000 Bürger wurden
ersäuft und erstochen. Daher wurde diese Gräuelscene mit dem
Namen der »spanischen Furie« gebrandmarkt. Endlich gelang es
den Antwerpnern, durch rückständige Soldzahlung und durch Be-
stechung der Befehlshaber, die spanische Besatzung zur Räumung
der Citadelle zu bewegen und alle Truppen aus der Stadt zu
entfernen. Im Jahre 1583 suchte Herzog Franz von Anjou Ant-
werpens sich zu bemächtigen; doch wurden die Franzosen von den
Bürgern nach blutigem Kampfe innerhalb der Stadt zurückgedrängt,
nachdem sie 1500 Mann verloren hatten.
Schrecklicher als alle vorhergegangenen Unfälle war jedoch die
14monatliche Belagerung der Stadt durch den spanischen Statt-
halter und Oberbefehlshaber Herzog Alexander von Parma in
den Jahren 1584 und 85. Sie steht in der Kriegsgeschichte als
ein Meisterstück der Belagerungskunst da und ist auch als welthistori-
scher Akt von großer Wichtigkeit; denn der Welthandel Antwerpens
wurde dadurch auf andere Bahnen gewiesen. Der Herzog suchte
zuvörderst alle Zufuhr abzuschneiden, indem er an allen Flüssen
und Kanälen in der Umgegend der Stadt Bastionen errichten ließ.
Zugleich wurden in der Nähe der umliegenden Städte spanische
Truppenabtheilungen postirt, welche ihre Thore umschwärmen und
das platte Land verwüsten mußten. Die Hauptmacht selbst führte
der Herzog gegen Antwerpen. So gelang fast Alles gut: nur
die Wasserstraße auf der Schelde blieb frei. Da endlich begann
der Herzog eine Brücke über den Fluß zu schlagen und errichtete
zur Deckung derselben die beiden Bastionen St. Marie und St. Phi-
lipp. Die "Einwohner der Stadt selbst waren zu wenig auf ihre