1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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obern Kegels ist fortwährend heiß und dabei so locker, daß man
oft ziemlich tief einsinkt. Die Tiefe der Kratermündung beträgt
etwa 600 Fuß. In derselben erblickt man nichts weiter, als eine
Oeffnung, aus welcher Rauch hervordringt, der das Hineinblicken
in die Feueresse oft hindert. Bemerkeuswerth ist auch der große
Schlagschatten, den der Aetna wirft. Wen-n nämlich Morgens
die Sonne aufgegangen ist und die Meerenge und die Ostseite des
Aetna erleuchtet, so liegt die Westseite des Berges und der im
Westen desselben liegende Theil von Sicilien noch im Dunkel.
Während die Ausbrücke des Vesuvs häufig aufeinander folgen,
bald in stärkerem, bald in schwächerem Grade, sind die des Aetna
weit seltener, aber auch desto gewaltiger. Geschichtlich sind 30
bedeutende, mit Lavagüssen verbundene Ausbrüche des Aetna be-
kannt, von denen 10 in die vorchristliche Zeit fallen. Am 4. Febr.
1169 tobte der Aetna so gewaltig, daß ganz (Sicilien bebte und
Catania, Ventini und Syrakus großenteils in Trümmern fielen.
150,000 Menschen wurden dabei erschlagen. Die Quelle des Ajo
blieb zwei Stunden lang aus und brach dann mit blutrothem
Wasser wieder hervor; die Quelle Arethusa floß trüb und schwärz-
lich; das Meer wich bei Messina zurück, kam dann mit furcht-
barer Gewalt wieder und riß Mauern und Häuser mit sich fort.
Im Jahre 1537 borst der Berg an 13 Stellen und die hervor-
brechende Lava verschlang viele Gebäude. Die Spitze des Berges
stürzte mit solchem Krach zusammen, daß die Sicilianer den Unter-
gang ihrer Insel befürchteten. Beim Ausbruche i. I. 1660 bekam
der Aetna einen Spalt, der noch setzt in einer Länge von 5 Ml.
erkennbar ist. Am 9. März 1669 zerstörte eine Eruption 49
Städte und 700 Kirchen und todtete 94,000 Menschen. Der Lava-
strom vom 28. Mai 1819 hatte eine Breite von 1200 Fuß und
floß 4 Miglien (spr. Millien, d. i. ital. Meilen, 4—1 deutsche
Ml.) weit. Im Jahre 1822 tobte der Aetna gegen 3 Wochen.
Fünf Feuerschlünde öffneten sich in der Nähe des sog. Monte
Lepre, aus denen in kurzen Zwischenräumen Asche,' Sand, Steine,
Schlacken bis zu einer Höhe von 300 Fuß geschleudert wurden.
Die Erde bebte während dieser Ausbrüche ohne Aufhören und das
unterirdische Tosen war schrecklich. Aus der höchsten Mündung
erfolgten die Ausbrüche mit solcher Gewalt und hielten in dem
Grade an, daß bis zu 150 Fuß Höhe eine Flammensäule empor-
stieg, die, in gewisser Entfernung sich senkend, einen feurigen Bo-
den bildete. Aus der tiefsten Mündung brach der Lavastrom her-
vor, welcher bald furchtbar und verderblich wurde. In 5 Tagen
legte derselbe einen Weg von 4 ital. Meilen zurück, verwüstete,
was sich ihm entgegenstellte, gänzlich, so einen großen Wald und
mehrere bedeutende Ortschaften, namentlich einen Theil von Bronte.
Im November 1832 öffneten sich 10 Spalten und warfen Rauch