1832 -
Stuttgart
: Macklot
- Autor: Selchow, Felix
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
478
Blut wegen der heiligen Freiheit, Blut der Tyrannen,
Wodan! Wodan! —
Geschlagen ist die blutige Todesschlacht,
Erkämpft der Sieg!
Der Legionen drohendes Kriegsgeschrei, der Feldherrn stolzes Rufen
Zst stumm wre das Grab!
In solche Gedanken versunken schwebt auf dieser Höhe der Geist
jedes hochherzigen Deutschen zurück in die Vergangenheit, erblickt
H e r m a n n, den Besieger eines übermüthigen Eroberers, den
Schrecken der Römer, Deutschlands Befreier. Er erblickt den
stolzen Augustus, wie er, tief gedemüthigr, mir gerungenen
Händen ausrief: V a r u s! Varus! gib mir meine L c g in-
nen wieder! Er wendet sich aus der Vergangenheit zurück
in die Gegenwart zu dem Augustus unserer Zeiten, dem stolzen
Napoleon und dem Helden Arminius - Biücher und sei-
nen Kampfgenossen, und ruft ihnen, mit Dankbarkeit und Be-
wunderung erfüllt, segnend zu:
Deutsche, edle Deutsche,
Hier auf dem Gipfel des Hermannsberges,
Im Schatten von Hermanns Eiche,
Empfangt mein Lob, meinebewunderung, meinen segnendendank!
Extersteine in der Grafschaft Lippe.
Meine Leser werden nicht wissen was Erter steine sind.
Man versteht darunter in der Grafschaft Lippe senkrechte, ein-
ander gegenüber stehende, und bis auf den Boden getrennte Fel-
sen, die wie Riesen aus der Erde gewachsen zu seyn scheinen.
Der eine dieser Felsen, auf der Westseite des Steingebirgcs, ist
80 bis 90 Fuß hoch, und in neuern Zeiten zu einer Art von
Einsiedelei umgeschaffen worden. Ein anderer Felsen hängt von
der einen Seite so schräg über, daß er das Gleichgewicht beinahe
zu verlieren scheint. Auf seinem Gipfel steht eine viereckige halb
unbedeckte Kapelle mit einem Altare. Eine Brücke führte ehe-
mals von einem benachbarten Berge zu diesem Felsen herüber;
sie stürzte aber ein, und mir ist unbekannt, ob sie seitdem wie-
der hergestellt worden ist. Ein noch anderer in einiger Entfer-'
nung liegender Felsen trägt an dem Rande seines Gipfels ein
rundes Felsenstück, das seinen Träger kaum zu berühren scheint
und jeden Augenblick herabzustürzen droht. — Dergleichen Son-
derbarkeiten findet man noch mehr an diesen Ertersteinen.
Die Kur hessischen Lande.
Die Kurhessischen Lande liegen, wie man auf der Karte sieht,
ziemlich zerstreut in der Mitte von Deutschland. Ein Ku rfü r-
stenthum nannte man ehedem das Land eines Fürsten, der bei