1850 -
Stuttgart
: Müller
- Autor: Hoffmann, Friedrich W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Andere Knochenhöhlen.
chen aller Höhlen nicht zu derselben Periode oderchurch eine allgemeine
Ursache in ihre gegenwärtige Lage gebracht worden sind. Wir dürfen jedoch
keine weitere Erklärung hierüber erwarten, bis die Reisenden der Beschaffen-
heit des Landes um die Höhlen her eine eben so große Aufmerksamkeit
widmen werden, als den Knochensammlungen selbst. Wenn wir eine so
vollständige und genaue Beschreibung aller bekannten Knochenhöhlen be-
säßen, wie sie De la Beche über die von Plymouth gegeben hat, so würde
die Bestimmung ihres Alters wenig Schwierigkeiten darbielen. „In den
Oreston-Steinbrüchen bei Plymouth," sagt er, „gibt es Spätren und Höh-
len im Kalkstein, welche zahlreiche Ueberreste von Elephanten, Rhinoce-
rosen, Bären, Ochsen, Pferden, Hirschen und andern Thieren enthalten,
die besonders in den Spalten unter bedeutenden scharfkantigen Massen und
kleineren Kalksteinstücken begraben liegen. An einer Stelle, die ich mir
bemerkte, fanden sich 90 Fuß unter solchen Anhäufungen thierische Ueber-
reste, deren Knochen und Zähne in einem schwarzen Thon stacken. Die
in der berühmten Kentshöhle bei Torquay enthaltenen Ueberreste von
Bären, Rhinocerosen, Hyänen und andern Thieren gehören in denselben
Bezirk. Noch sind in dem oberen Kies dieser Gegend keine Thierüberreste
von derselben Art, wie die in den Höhlen entdeckten, aufgefunden worden.
Wenn wir aber unsere Forschungen gegen Osten zu fortsetzen, so werden
wir sie gewiß in den Thälern von Charniouth und Lyme finden, welche
Ueberreste von Elephanten und Rhinocerosen dasselbe xelative Alter zeigen,
wie die unter den Steintrümmern in den Felsspalten bei Plymouth, und
wahrscheinlich auch die in den dortigen Höhlen und in der Kcnthöhle ent-
haltenen. Man wird die Bemerkung machen, daß die thierischen Ueberreste,
die das Vorhandenseyn eines wärmeren Klima's zu jener Zeit vorauszusetzen
scheinen, gewöhnlich in niedern Gründen, in Spalten und Höhlen vorkommen.
Aus den erster» mögen sie gelebt haben, und in die zwei letztern sind sie
entweder gefallen oder durch Raubthiere geschleppt worden. Die Elephan-
ten, indem sie wahrscheinlich Buschwerk und Gras abweideten; die Rhino-
cerose, weil sie niedere Gründe vorzogen; die Bären und Hyänen, da sie
in Höhlen wohnten, und Hirsche, Ochsen und Pferde, weil sie durch Wald
und Flur schweiften: lauter Umstände, die ein für sie geeignetes Land und
somit Berg und Thal voraussetzten. Demzufolge wurden die Thäler
schon vor der Existenz der Elephanten gebildet, und wenn eine Wasser-
masse auf das Land wirkte, und dabei diese Thiere vernichtete, so müssen
die früher bestandenen Unebenheiten der Oberfläche einen Einfluß auf ihre
Richtung gehabt haben." Diese Bemerkung führt uns auf einige weitere
Beobachtungen über die Formation der Thäler, als viertes Resultat der
diluvianischen Einflüsse.