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1. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 95

1882 - Oldenburg : Stalling
aller anwesenden Grafen, vieler Edelleute, und fast des gan-zen Volkes in Eisleben aus dem Haufe des Stadtschreibers Brachstedt, wo Luther gewohnt, nach der Kirche getragen, wo ihm eine Leichenrede gehalten ward. Die Leiche blieb hierauf der Nacht in der Kirche stehen, bis sie am folgenden Tage auf einen Wagen gehoben und unter groer Begleitung nach Halle abgefhrt ward. Auf dem Wege dahin wurden in allen Drfern die Glocken gelutet, und Männer, Weiber und Kinder schlssen sich wehklagend an den Zug an. Abends nach fnf Uhr nherte sich derselbe der Stadt Halle, deren Einwohner ihm schon von weitem entgegenstrmten, indes der Magistrat,- die Geistlichkeit und die Schule ihn in einer frmlichen Prozession einzuholen kamen. Unter dem entsetzlich-ften Gedrnge ging der Zug der die Hohebrcke und Schiefer-brcke, durch das Moritzthor, der den alten Markt und> so durch die Schmeerstrae nach der Marktkirche hin. Weil aber das zustrmende Volk die Brcken und Straen fast verstopfte, so da der Leichenwagen alle Augenblicke still halten mute, so brachte man auf diesem kurzen Wege durch die Stadt fast zwei Stunden zu, und erst gegen sieben Uhr ward der Sarg in der Sakristei der Marktkirche niedergesetzt, wo er die Nacht hindurch unter der Aufsicht einer Brgerwache stehen blieb. Ein Knstler benutzte diese nchtlichen Stunden, einen Wachs-abdruck von dem Gesichte des Toten zu nehmen. Das nach dieser Maske verfertigte Bildnis ist noch jetzt auf der Marien-bibliothek in Halle zu sehen. Am folgenden Morgen ganz frhe ging die Reise weiter der Bitterfeld nach Wittenberg, wo der Zug am 22. Februar ankam. Der Eingang durch das Elsterthor war eben so feierlich als rhrend. Eine groe Anzahl von Grafen und Herren zu Pferde, dann die ganze Universitt und der Magistrat zogen vor und hinter dem Leichenwagen her, welchem sich auch der ganze Haufe der um ihren groen Lehrer trauernden Brger mit Weibern und Kindern anschlo. Kein Auge blieb trocken, und nach einer langen Leichenpredigt ward der Sarg von einigen Witten-berger Magistern in die vom Kurfrsten angewiesene Gruft in der Schlokirche gesenkt, der welcher noch jetzt seine Grab-schrift auf einer messingenen Tafel zu lesen ist. Luther starb im 6 3ften Jahre seines Lebens. Er hinter-lie eine Witwe und drei Shne, die aber weiter nicht be-
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