1836 -
Stuttgart
: Scheible
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Deutschlands Gewässer. Der Reinstrom.
theilt sich oberhalb Wyck (spr. Weik) in 2 Arme, von welchen der linke,
bei Weitem größere, Leck, der rechte krummer Rein genannt wird.
Dieser krumme Rein fließt gen Utrecht, und theilt sich hier in die Vecht,
welche nordwärts in die Zuiderzee, und in den alten Rein, welcher
westnordwestlich gen Leiden, und seit 1807 bei Katwvk, unter 20° 2' 40"
Länge, und 52° 12' 50" Breite in die Nordsee fließt. .
Vom Ursprünge des Neins bis Basel ist der obere Lauf, von
Basel bis Bonn der mittlere Lauf, und von Bonn bis zur Mündung der
untere Laufen rechnen; doch wird gewöhnlich der Theil des Stroines
von Basel bis Mainz der Oberrein, der Theil von Mainz bis Köln
der Mittel re in, und der Theil von Köln bis zur Theilung der Un-
ter re in genannt.
Im Oberlaufe hat der Rein fast die Form einer Sichel. Bis zum
Fall bei Laufen hat er wenigere und kleinere Zuflüsse, von hier bis Basel
größere Nebengewässer von der linken, als von der rechten Seite. Von
Ih-iamut bis gegen Chur ist das Bett enge und felsig, nur an wenigen
^Stellen zur Seite etwas geebnet, da die untersten Hänge des Vorderrein-
thales meist bis an das Wasser herabreichen. Auf dieser Strecke macht
der Fluß nur kleine Windungen. Die Wassermasse ist um so kleiner, je
näher sie dem Ursprünge, das G'efälle derselben um so geringer, je näher
sie der Mündung ist. Von Chiamut bis Reichenau, also auf eine Ent-
fernung, die sich in gerader Linie nur auf 8 Meilen beläuft, fällt der
Rein über 3.500 Fuß. Die geringe Wassermasse, das große Gefälle, das
enge, häufig in so kleinen Krümmungen sich windende, oft mit Felsblöcken
überdeckte, Bett machen die Schifffahrt bis hierher unmöglich. Durch
den Hinterrein bedeutend vergrößert, fließt der Rein, von Chur bis an den
Fäscherberg, in breiterem, weniger tiefem, an Sand und kleinen Steinen
reichem, Bette, welches er in des weiteren Thales ebenerem, weniger ab-
hängigem, Boden sich gespült hat, langsamer, und schon fahrbar für kleine
Kähne.
Zwischen dem Schollberge und dem Fäscherberge ist ein
Durchbruch, durch welchen der Rein jetzt fließt; einst floß er hier ganz
gewiß anders. Er wandte sich nämlich von Fasch nordwestlich (Wangs links,
Sargans rechts lassend) nach Mels und Wallenstadt, durch den wallen-
siädter See nach Wesen, wurde von der linken Seite durch die Linth
verstärkt, trat in den züricher See, den er am untersten (d. i. nördlich-
sten) Ende verließ, und vereinigte sich, Rein gegenüber, mit der Aar.
Die Berge in der Gegend von Sargans und die Kuhfirsten, im Nor-
den des wallenstädter Sees, zeigen noch, daß das Wasser hier einst an
etwa 90» Fuß höher als jetzt stand, und sie bestätigen durch ihre Form
das hier Angedeutete. Die Scheide zwischen dein Reine und wallenstädter
See ist nur 19'/- Fuß hoch^ und heißt die Butschär. Sie würde in