1836 -
Stuttgart
: Scheible
- Autor: Hoffmann, Karl Friedrich Vollrath
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Obersächst'sche Mundaxt. 667
De^Dokter freilich bot gesoot: säxmol gäbt em Sub ei.
De^Suh frißt se uf ämol nei, befind sich wühl berbii,
Und schläft drauf ei de ganze Nacht,
Bis er des Mor'ns früh erwacht.
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De Hip uns Fiber is verbei, der Suh der is gesund,
Der Vater last zun Dokter nei, su vil er läsen kunt,
Uud foot 'n doch dar Sach Verlas,
2leh- daß er se in der Fläschbänk käst.
Der Dpkter dar verwunnert sich fiber den Misverstand,
Un schreibt in sei Receptbuch ei: Kühlung heilt Hit) 'un Praich,
Und wenn inan sie nicht haben kann,
Geht auch die Lung' von Kühen an.
E. Obepsächsisch- Mundart,
In der alten Markgrafschaft Meißen, und im Thüringerland wird
ein Gemisch von Ober- und Niederdeutsch gesprochen, doch ich dep
Art, daß der Karakter des ersiern vorherrscht, und also die Mundart eine
Oberdeutsche genantst werden lmiß. Die in Meißen urfpringlich ansäßigen
Wenden wurden von den Sachsen (Niedersachsen) verdrängt, und später
führten mehre Grundherrn (namentlich Wiprecht von Grojpsch) fränkische
Kolonieen ins Land, daher jenes Gemisch von niehersächsischen und frän-
fischen Bestandtheilen. Diese Mundart verbreitete sich nun spater auch
über die Oberlausip und Oberschlesien aus; und mitten im Gebiete des
Niederdeutschen hört man sie guf dein Harz, dessen Bergleute aus Franken
stammen.
Das Obersächsische hat kein pf; im Anfange der Wörter seht es da-
für f; z. B. Fgnne, Fund (Pfund); in hex Mitte und ain Ende p;
z. B. Tippel (Töpfchen) Appel, Kupp, Die hejden Werchlaute b
und g gehen in der Mitte vor Vokalen stets jn ejn eigentliches w und j
über; z. B. Schwalwe, Kälwer, awex, Berje, Sorje, lesen.
Die schon mehrmals erwähnten Dehnlaute 11 und i (in der Schrift ei)
gehen nun in Sachsen in reine u und i über, und zwar werden sie meist
kurz, u wenigstens iinmer, so daß also folgende Stufenfolge eintritt;