1. Bd. 1
- S. 257
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Völkerverkehr und Handel.
mittelbar auch der entfernteren Länder kamen aufeben den Wegen nach Babylon
zurück zum einheimischen Verbrauche und zur weiteren Verführung. Ter größte
Theil dieses Handels war Landh andel; denn bei der Armuth Babylons an
Bauholz blieb die indische Schifffahrt in den Handen der Araber und Gerr-
häer (hier jedoch großcnthcils auf babylonische Rechnung) und der Phönizier,
welche in dem persischen Meerbusen die Inseln Aradus und Tyrus oder Tylus
(die Baharein-Jnseln) besaßen, und von da aus nach Uemen und Ceylon fuhren.
§.23. V o n P h ö n i z i c u.
Diese Phönizier sind die größten und vielleicht frühesten Seefahrer
der alten Welt. Ihre Lage und ihr Genie trieb sie auf dieses Element, wor-
auf sic, was der eigne beschränkte und undankbare Boden versagte, in übe''-
schwcnglichcr Fülle erwarben. Nicht nur die Produkte ihrer einheimischen In-
dustrie, worunter vorzüglich Glas und Purpur wichtig waren, sondern die
kostbarsten Erzeugnisse des ganzen Orients sammelten sich in ihren zur Aus-
fuhr nach allen Küsten des Abendlandes so glücklich gelegenen Häsen. Baum-
wolle und Wein aus Aegypten, Korn aus Palästina, Wolle, Weihrauch und
mittelbar auch ägyptische und indische Waaren, Elfenbein, Gold, Gewürze
und Zimmt, Edelsteine und Perlen aus Arabien (theils durch Caravane» über
Gerrha und Petra, theils zur See über den persischen und arabischen Busen,
an welchem lczteren sie die cdomitischcn Häfen Elath und Eziongebcr eine
Zeitlang besaßen, oder wenigstens bcnüztcn); Webereien, indische Produkte
und vielleicht selbst chinesische Seide (nach Heeren) aus Babylon (Balbck
und Palmyra bezeichnen den Handelsweg dahin), Pferde, Sklaven und Kup-
fer aus den taurischen und kaukasischen Ländern, und was näher der klcin-
a>latiiche und syrische Kunstfleiß erzeugte*), Alles kam nach Phvnizien und
von da weiter zu den Völkern von Europa und Afrika.
Es hatten dieselben die Phönizier anfangs nur als Seeräuber kennen ge-
lernt, bald aber als Freunde und Wohlthäter. Durch sie wurden ihnen die
Bequemlichkeiten des Lebens zugeführt und die Schäze der fernsten Zonen.
Durch dicjelbcn wurden sie mit den Reichthümern ihres eigenen Bodens be-
kannt gemacht, von gedankenloser Wildheit zur bürgerlichen Industrie geleitet
*) Vergl. liber dies Alles die merkwürdige, aber freilich etwas dunkle, Schilderung des
t y rischen Handelns bei Ezechiel Xxvii. und Xxviii. und Heere» astat. Völker.