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1. Bd. 1 - S. 285

1846 - Braunschweig : Westermann
283 Zweites Kap. Religion. sich oftmals zur Erde herab, spenden Rath und Hilfe, und verschmähen selbst vertrauten Umgang mit auserlesenen Menschenkindern nicht. Dann gehen aus ihren Umarmungen Helden und Weise, Halbgötter, hervor, die, wenn sie, ausgezeichnet durch Kräfte und Geist, ihre Laufbahn unter dem Erdengeschlechte vollendet, sich verklärt in die ätherischen Regionen schwingen. Rings um uns ist Alles, Wald und Flur, Luft und Wasser mit Göttern erfüllt! sie bewa- chen uns unsichtbar, leiten unser Schicksal und sehen unsere geheimsten Hand- lungen. Selbst in uns wohnen sic; unsere Gedanken und Leidenschaften, die lohnenden und strafenden Gefühle in unserer Brust sind Gottheiten oder Aus- fluß derselben. Nur Wen Apollo begeistert, mag den Schwung zu wür- digen Gesängen nehmen; die Leiten und Seligkeiten der Liebe sind eines Gottes Werk; ein Gott ist's, der des Abends sich auf die müden Augen senkt, und dessen ernsterer Bruder schließt sie zum lcztcn Schlafe. Dann wird die Seele des Tugendhaften in selige Gefilde getragen, und die des Verbrechers, an welcher schon während des Lebens die Eumeniden nagten, von diesen Rachegöttinncn in die Abgründe des Tartarus geschleppt. 6) So viele Götter und von so verschiedener Natur machten auch eine große Mannigfaltigkeit von Gebräuchen, von Festen, Gebeten und Opfern nöthig, um jeden nach seiner Art zu gewinnen. Die fromme Stimmung der Griechen trieb sie — ohne positiven Zwang — zu zahlreichen öffentlichen und Privatgebetcn; fast jede Handlung ihres Lebens war von religiösen Ge- bräuchen begleitet, überall ertönten Orakel, allenthalben stieß man auf Zei- chen oder Zeich end cu ter, und wenig Tage vergingen ohne Reinigung oder Expiation. Die meisten Verrichtungen der Staatsgewalten wurden durch got- tesdienstliche Ceremonien geheiligt, und politische Einsczungen, wie die be- rühmten K ampfspiele, durch eben dieselben mit der Religion in innige Ver- bindung gebracht. Es gab eine außerordentliche Menge von Tempeln, hei- ligen Hainen und Hausaltären, und allenthalben stieg der Rauch von Opfern empor. Diese Opfer bestanden meistens in den Erstlingen der Fcldfrüchte und, jedoch erst später, in auserlesenen Thieren. Das Scherflein des Armen, eine Hand voll Mehl, ein geringer Kuchen, wurde so willig empfangen, als die Hekatomben des Reichen; aber es gab Fälle, wo der Fanantismus der Prie- ster Menschenopfer verlangte, und das edelste Blut auf den Altären rann. Denn wiewohl die griechischen Priester weder eine erbliche Kaste (einige Pric- sterwürden jedoch waren Eigenthum gewisser Geschlechter), noch einen gcschlos-
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