1. Bd. 1
- S. 289
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Zweites Kap. Religion.
eigens nach Asien ging, um die alten Sprachen Zend und Pehlvi, auch
das Sanskrit und das Alt- und Neupersische zum Verständniß des Ori-
ginals und der Uebersezungen des Zendavesta zu erlernen) uns davon eine fran-
zösische Uebersezung, die nachmals auch in andere Sprachen übertragen worden,
gegeben hat. Verschiedene Gelehrte, und unter den Teutschen vorzüglich
Meiners und K lenk er (zugleich Uebcrsezer des Zendavesta), Tychsen und
Heeren, haben diese Bücher kritisch bearbeitet und erklärt, wornach wir nun
von der magischen Religion eine weit befriedigendere Darstellung, als der be-
rühmte Hyde 1700 gab, zu entwerfen vermögen.
Nicht unter dem Perserkönige D arius Hystaspis, wie man früher ans
schwachen Gründen vermeinte, sondern 100jahre früher, unter einem mc-
disch-baktrischen Könige Gustasp (wahrscheinlich Cyaxaresl.), trat Zoro-
aster auf unter den Magiern, der alten Priestcrkaste des Landes, in Nord-
Medien (Aderbeidschan), wo das ewige Feuer brennt, welches noch jezt den
Parsen (Feueranbetern) als Emblem der Gottheit gilt. Hier und jenseits
des kaspischen Meeres, in Baktra, wo König Gustasp thronte, predigte er
gegen die — in die magische Kirche eingerissencn — Irrthümer, sowie gegen
das allgemeine Verderbniß seiner Zeit, und, indem er die Lehre erneuerte,
welch einst Ormuzd selbst dem großen Könige Dsjemschid geoffenbart, gab
er ein Gescz, dessen Grundlage religiös, dessen Hauptinhalt aber politisch
und moralisch ist.
Hiernach gibt es ein höchstes geistiges Wesen, Zeruane Akerene (Zeit
ohne Beschränkung), welches durch Honover (das schaffende Wort) zwei an-
dere göttliche Wesen, ein gutes und ein böses, Ormuzd und Ahriman,
hervorgebracht hat. Diese zwei sind die Urheber der übrigen Geister und der
Körperwelt und darin, jedes nach seiner Natur, die Quelle alles Guten und alles
Bösen. Ormuzd mit sechs anderen Amschaspands sind die Fürsten des
Lichtes, sie bilden die erste Ordnung der himmlischen Geister. Unter ihnen
stehen die Jzeds, Vorsteher der Elemente und Naturtheilc, die Genien von
Allem, was gut ist. Diesen guten Geistern steht gegenüber Ahriman mit
lcchs anderen Dcws, die Fürsten des Bösen, und eine Menge niedererdews,
die von den ersteren abhängen. Zu Ormuzd's Reiche gehört auch in der
Körperwelt Alles, was rmter Menschen, Thieren und Pflanzen und in der
gesammten Natur gut, rein und nüzlich ist: was aber bös, unrein oder
schädlich ist, zu Ahriman's Reich. Der treue Diener des Ormuzd wird also