1. Bd. 2
- S. 98
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Drittes Kap. Makedonische Geschichte.
8- 18. Cleomenes von Sparta.
Eine Revolution, die sich damals in Sparta zutrug, hatte entscheidenden
Einfluß aus die griechischen Geschäfte. In dieser Stadt gab jezt die einge-
rissene, äußerste Ungleichheit des Vermögens (bewirkt theils durch die Anhäu-
fung des Goldes und Silbers ss. oben S. 69s, theils durch die Einführung
der Veräußcrlichkeit der Gründe) und ihre Folge, die allgemeine Korruption,
bei dem Fortbestände der alten lykurgischen Formen den widerlichsten Anblick.
Zugleich war die Macht der Ephoren in tyrannische Oligarchie ausgeartet.
Der junge König Agis Iii., der lezte der Eurystheniden, beschloß das
Wagestück einer Reform, damit bei wiederhergestelltem Grunde auch die spar-
tanische Große sich wieder erhebe. Er theilte seinen Enthusiasmus durch
Rede und Beispiel den jüngeren Bürgern mit; aber die älteren erschauderten,
nach Plutarch's Ausdrucke, vor dem blosen Namen Lykurg's, wie entlau-
fene Sklaven, die man zu ihren Herren zurückfuhren will, und schwuren Agis
den Untergang. Leoni das, sein Thronkollege, war auf ihrer Seite. Agis,
als er von einem rühmlichen Kriegszuge gegen die Aetolicr zurückkam, wurde
aus Befehl der Ephoren ergriffen, ins Gefängniß geworfen und mit Verlez-
zung aller Formen des Rechts auf barbarische Weise erdrosselt. Seine Mutter
und Großmutter, welche ihn noch einmal zu sehen kamen, wurden über der
Schwelle des Kerkers aufgehängt (3748. 233 v. Chr.).
Aber seines Feindes Leonidas Sohn, Kleomcnes Iii., trat jezt in
des Gefallenen Fußstapfen und führre das schwierige Unternehmen aus. Mit
dem nämlichen Heldenmuthe wie Agis ausgerüstet, befaß er mehr Schlauheit
und Menschenkenntniß, aber weniger Rechtlichkeit und Gefühl. . Ein glücklich
geführter Krieg gegen die Achäer, in deren Bund zu treten Sparta sich ge-
weigert, vermehrte Kleomcnes Ansehen und lenkte die Blicke des Volkes auf
die äußeren Geschäfte. Beim Heimkehren von einem glänzenden Zuge — der
allbehutsame Aralus war mit der achäifchen Hauptmacht vor einer kleinen
spartanischen Schaar gewichen — ließ Kleomcnes durch vorausgeschickte Sol-
daten die sorglosen Ephoren ermorden, und forderte das bestürzte Volk zur
Wiederherstellung der lykurgischen Einsezungen — besonders was die Gleich-
heit des Vermögens und die Erziehung betreffe — mit Nachdruck und günsti-
gem Erfolge auf. Der Schrecken der spartanischcil Waffen schien mit dieser
politischen Wiedergeburt zurückzukehren. Kleomcnes drängte die Achäer so
sehr, daß sie an dem waren, sich jede Friedensvcdingung und selbst die Er-