1. Bd. 2
- S. 142
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Viertes Kap. Römische Geschichte.
Bosheit? — Bald wurde er, wie Dion, verdächtig dem Tyrannen, welcher
den lezten verbannte und den ersten in Gnaden entließ. Aber Dion kam
zurück und vertrieb Dionysius. Ob er dabei aus rein patriotischem oder aus
egoistisch-aristokratischem Antriebe gehandelt, ist ungewiß — das legte
wahrscheinlicher. Populär wurde er niemals, und nach kurzer Verwaltung
ermordete ihn Kallippus. Auch dieser wurde vertrieben, und während der
nachfolgenden Zerrüttung des Staates fand Dionys Gelegenheit, zum zwcitcn-
male Herr von Syrakus zu werden (3633. 350 v. Chr.). Das Unglück
hatte ihn nicht gebessert. Er regierte sorgloser und willkürlicher als zuvor.
Zugleich fielen die Karthager mit Hecresmacht in sein Gebiet. Da riefen
die Syrakusancr die Mutterstadt Korinth um Hilfe an. Sie schickte ihnen
den edlen Timoleon mit 1000 Streitern. Dieser große Mann und enthu-
siastische Freund der Freiheit, welcher er sogar seinen Bruder geopfert, ver-
trieb Dionys zum zweitenmale, richtete die Verfassung Syrakusens nach re-
publikanischen Grundsäzen ein, befreite noch mehrere sicilische Städte von
der Tyrannei, und schlug die allgemeinen Feinde, die Karthager, am Kri-
messus in einer entscheidenden Schlacht (3644. 339 v. Chr.). Im Frieden
wurden alle griechischen Städte für frei erklärt und der Halykus zur Grenze
des karthagischen Gebietes bestimmt. Nachdem Timoleon dies Alles vollbracht
hatte, schlug er die Herrschaft, die Syrakus ihm anbot, mit großer Seele
aus, weil er das Bewußtseyn edler That dem Flitter der Majestät vorzog,
und lieber von der Nachwelt verehrt sein wollte, als im Leben gefürchtet.
Die Bürger lohnten ihm mit freiwilliger Ergebenheit, und, als er starb
(3646. 337 v. Chr.), beweinten sie ihn als Vater. Wer war glücklicher,
Timoleon oder Dionys?
§. 18. Agathokles, Hiero.
Nach seinem Tode kehrten die Schrecken der Tyrannei zurück. Anfangs
Sosistratus und darauf Agathokles bemächtigten sich der Herrschaft
(3667. 316 v. Chr.). Der Erste ein Aristokrat und mit den Karthagern im
Bunde; der Zweite ein Mann des Pöbels, aber kühner und glücklicher Aben-
teurer. Als er, nach wunderbar wechselnden Schicksalen, endlich durch List
und Gewalt den blutbesprizten Thron von Syrakus bestiegen — die edelsten
Einwohner, 4000 an der Zahl, waren durch seine Söldlinge geschlachtet wor-
den —, unterwarf er sich mehrere andere Städte, und gerieth hiedurch in