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1. Bd. 3 - S. 5

1846 - Braunschweig : Westermann
8 Drittes Kap. Schauplaz der Begebenheiten. drei Welttheilen in sich faßt, und woraus vor Kurzem noch ein reges Leben und ein vielstimmiges Völkergedränge gehcrrschet. Jczt ist der Schau- plaz — einige Blutscenen abgerechnet — meist schweigend und öde, das Leben der Völker entschwunden und, was die Geschichte zu erzählen hat, fast ausschließend auf die Revolutionen der Hauptstadt oder die Hofhaltung des Weltbcherrschers beschränkt. Selbst die Namen der meisten Nationen gehen unter, wie ihre genetischen Charaktere, und es wird der edelste Theil der Menschheit in eine willkürlich abgetheilte Heerde verwandelt, die gegen den Herrn in keine Betrachtung kömmt. Wenn wir, betrübt über dieses Schau- spiel, den Blick nach Jenseits der römischen Grenze wenden; so sehen wir, so weit das Dämmerlicht es gestattet, in Osten — in Parthien, oder nachmals (dem mittleren) Persien und in Sina ■— ein ähnliches Schauspiel; in Süden ist todte Wüstenei; in Norden und Nordostcn aber, in ungezähmter Wildniß, springt der Geist des Muthes und der Freiheit. Die Wälder Germaniens und die weiten Steppen des Scythenlau- dcs, worauf bis dahin ein fast undurchdringliches Dunkel geruht, öffnen sich dem chistorischen Blicke, und mit neugcwecktem Interesse betrachten wir die rohen, ungeschwächten Söhne der Natur, welche das Verhängniß dazu er- zogen hatte, das verdorbene Blut der Römlinge zu erfrischen, und der dahin- sterbenden Menschheit ein neues Leben zu ertheilen. Diese Gegenden der Mitternacht werden wir zum Theile bei der Ge- schichte der Völkerwanderung betrachten. Hier mag eine Uebersicht der- jenigen unter den römischen Ländern stehen, welche wir nicht schon früher zu beschreiben Gelegenheit nahmen. Von dem Rücken des Atlas bis zu den grampischcn Bergen (Hochschott- land), zum Rhein und zur Donau, dann vom westlichen Ozean bis znm kaspischen Meere, in einer Breite von 308 und in einer Länge von 600 geo- graph. Meilen, erstreckte sich die römische Herrschaft. Alle Länder in dieser unermeßlichen Begrenzung — mit alleiniger Ausnahme Mauretaniens, Britanniens und Dacicns, welche erst später erobert wurden — gehörten schon zu Augustus Reich, und dasselbe verlor in mehreren Jahrhunderten nicht eine Provinz. Die heutigen Staaten von Portugal und Spanien, Frank- reich mit allem Lande bis an den Rhein, vier Fünfthcile von Großbritannien, ganz Italien und alle Inseln des Mittelmeeres, Süddcutschland bis zur Do- nau. Jllyricn, Ungarn, Siebenbürgen, alle Länder des türkischen Reiches in
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