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1. Bd. 3 - S. 15

1846 - Braunschweig : Westermann
Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. 18 größten Reiches, das jemals die Erde sah, und welches den edelsten Theil der Menschheit begriff, der ungemcsscnen Gewalt eines Einzigen hin, mit eben der Apathie, womit auch die Völker die Vernichtung ihrer einst so standhaft ver- theidigten Nationalität ertrugen. Man schien kein anderes Bedürfniß nichr zu kennen, als Ruhe, Bequemlichkeit und in allen Genüssen eine mit der Verminderung der Empfänglichkeit im Verhältnisse stehende Steigerung des Reizes. Wenige Spuren von Genie, im Physischen wie im Moralischen Ab- nahme der Kraft, träges Benüzcn, znlezt Vergessen der vorhandenen Erfin- dungen, bescheidenes Nachtreten in den früher geebneten Bahnen, aber keine neue Ausbeute in Kunst und Wissenschaft; in der Religion Rückkehr des kin- dischen Aberglaubens, wohl auch verzweifelter Unglaube — allenthalben Er- schlaffung und hieraus — beschleunigt durch äußere Stürme-—der Untergang. Zwar diese Charaktere passen nur auf das römische Reich; aber eben dieses enthielt ja den größten, wenigstens den merkwürdigsten und fast allein den historisch bekannten Theil der Menschheit. Sonach möchte cs scheinen, daß die Ursache jener traurigen Bestimmung blos in der Bildung solches Weltreiches, wodurch die Schicksale aller Völker au das Verhängniß des einen Rom geknüpft wurden, und nicht in einem allgemeinen Altern der Mensch- heit gelegen habe. Aber nie wäre unter den edelsten Völkern das Weltreich, noch in demselben die despotische Alleinherrschaft ausgekommen, wenn nicht Kraft und Geist schon früher erschlafft wären. Nur über alternde Staaten mochte Nom mit so geringer Mühe seinen Scepter strecken; und hätten die Hauptmächte, auf deren Sturz jenes seine Größe baute, die jugendliche Energie der Spanier besessen, Nom wäre im Kampfe verblutet, bevor cs siegte. Dieses Nom selbst aber — hätte es nicht schon gealtert — wäre durch die Tugend eines Cato und durch Brutus Muth gegen Cäsar und Augustus gerettet worden. So wahr jedoch und folgenreich die Idee von den Stufenaltcrn der Völ- ker und der gesammten Menschheit ist (wobei freilich nicht nur, wie bei ein- zelnen Menschen, bald ein natürlicher Gang, bald eine selbstverschuldete Beschleunigung des Dahinwelkens, sondern auch, was bei jenen uicht statt- findet, eine Verjüngung oder Wiedergeburt eintreten kann); so soll sic gleichwohl nur dazu dienen, die Hauvtgcstalt der großen Perioden, um deren lleberychauung zu erleichtern, durch die hervorspringendsten Züge zu bezeichnen. Die weitere Ausführung überlasten wir der Philosophie der Geschichte der
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