1. Bd. 3
- S. 112
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
auch die Annahme böser Gottheiten mit anderen Religionen gemein. Die
oberste Gottheit, Alfadur, scheint, eben weil sie zu erhaben für roh sinn-
liche Menschen ist, weniger Verehrung, als die untergeordneten Götter und
Göttinnen, vorzüglich als die Götter im Helden-Himmel, erhalten zu haben.
Aus dem Namen der Äsen, den jene Hcldengöttcr, mit Wodan oder Odin,
ihrem Oberhaupte, führen, hat man geschlossen, daß cs asiatische Heroen
seyen; man hat sogar die Auswanderung derselben von den Gegenden des
schwarzen Meeres nach Skandinavien in die Zeiten von Mithridat's Li.
Fall, welcher den Völkern umher die Unterjochung durch die Römer drohte,
gcsezt. Wir lassen diese Muthmaßung auf ihrem Werthe beruhen, und be-
merken nur noch, daß auch die Teutschen an der dem Menschen zum kostbarsten
Erbtheile gegebenen Hoffnung der Unsterblichkeit sich ausgerichtet, jedoch
ihre Idee vom künftigen Leben, wie auch allenthalben sonst geschehen, nach
ihrem Leben hieniedcn gemodelt haben.
Des heimathlichen oder nationalen Interesses willen mögen wenigstens
einige Bruchstücke des nordischen.mythos hier eine Stelle finden*). „Es ist
ein einziges oberstes Wesen, von dem Alles, der über Alles ist, Allvater
(Alfadur). Vor dem Beginne der Zeiten, und che der Ewigkeit Urmacht an-
fing, lang', ehe cs Götter gab und Söhne gab, war Allvater, derselbe, der
') Hierher gehören die Schriften von Arnos, Magnäns, Sühn, Thorlacius,
Nycrnp, P. E. Müller, Rask, Finn, Magnusen, Geiger, Gräter, van der
Hagen, den beiden Grimm u. A. Wichtig ist das neueste Werk: Alkuna, nordische und
nord-slavische Mythologie von vr. G. Th. Legis, Leipzg., Hartmaun 1831. Urkunden
für den nordischen Mythos sind die isländische Edda, die altskandinavischcn Sagen (Sögnr),
altdänische, altschwedischc und farrörische Volkslieder oder Kämpevisor. Die Sammlung der
nordischen Lieder, welche unter dem Namen der Edda bekannt sind, stammt von dem Islän-
der Sämnnd Sigfnsson Farde (das leztere ist ein Beiname und heißt soviel, als der Ge-
lehrte), geboren im Anfange der zweiten Hälfte des eilften Jahrhunderts, gestorben 1133.
Dies ist die ältere Edda, auch Sämnnd's Edda (Edda Saemundar hinns froda) genannt.
Die jüngere Edda ist in Prosa geschrieben, kömmt wahrscheinlich von Snorre Sturlcson,
einem geborenen Isländer des 13ten Jahrhunderts (daher Lnorra Edda); enthält in einem
Theile Götter- und Heldensagen aus der älteren Edda mit Bruchstücken ans derselben (Dä-
niifögur), in einem zweiten Theile eine Art isländischer Poetik oder eine Abhandlung über die
Sprache und die besonderen Ausdrücke und Umschreibungen der nordischen Dichter oder der
sogenannten Skalden. Auch Snorre Stnrleson's großes nordisches Gcschichtswerk (Heims-
kringla) mag für die skandinavische Göttcrlehre bcnnzt werden, in wie fern cs sich auf Sagen
der beiden Edden beruft. Hicher gehören auch mehrere nordische Heldenlieder: die Vösinngr-
Saga, die Norna-Gests-Saga, Niflnnga-Saga u. s. w. And) die Nachrichten von Tacitns
pnd Cäsar müssen (jedoch nicht ohne Vorsicht) bcnnzt werden. M. s. Legis Alkuna S.sff.