1. Bd. 5
- S. 29
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Summe der politischen Begebenheiten.
Dagegen ziehen in Asien, außer verschiedenen durch arabische und per-
sische Geschlechter errichteten Thronen, zumal die türkischen Reiche durch
weitverbreiteten Einfluß und durch die bleibende Wichtigkeit des türkischen
Namens den aufmerksamen Blick auf sich. Seit dem sechsten christlichen Jahr-
hundert sind die Geschichten Asiens von dem Ruhme und den Schrecken je-
nes ferntönenden Namens erfüllt. Aber sehr verschieden sind der Schauplaz
und die Umstände des — ob auch überhaupt barbarischen und meist verder-
benden — Wirkens dieser großen, in vielgetheilten Stämmen bestehenden Na-
tion. Von einem uralten Reiche der Türken in den Bcrgwüsten des Altai
geben die Jahrbücher der Sinesen Kunde. Die furchtbaren Horden der
Chazaren, Ungarn, Petschenegen u. A. sollen aus dem Schooße
dieses Reiches gekommen seyn. Viele andere, näher der Heimath bleibend,
zogen meist unter dem weitverbreiteten Namen der Turkomanen in den
Steppenländcrn östlich am kaspisehen Meere — ein Theil auch in Westen
desselben —umher, gewöhnlich gegen die mittelasiatischen Reiche, oft auch im
Solde derselben, Waffen führend. Aus türkischen Gefangenen und Miethlin-
gen bildeten zumal die späteren Abbassiden ihre Leibwachen, gaben begünstig-
ten Häuptlingen derselben die Statthalterschaft weiter Länder, anderen die
Würde von Emirs und Vezieren. Theils von solchen sklavischen Emporkömm-
lingen, theils von Häuptern der freien Horden wurden nun, durch Empörung
oder Krieg, die vielen Throne gebaut, welche wir, neben oder nach einander,
in den Ländern des Chalifats sich erheben und — auf gleiche Weise, wie sie
entstanden — wieder einstürzen sehen. Die Reiche der Gazneviden, Scld-
schukiden, Charissemiten, Atabeken, Kurden und Mamluken
und viele andere gehören hieher.
§. 12. Mongolen.
Selbst die Mongolen, deren verwüstende Herrschaft fast ganz Asien
und ein Dritthcil von Europa umfaßte, sind eine türkische oder den Türken
verwandte Horde. Im dreizehnten Jahrhunderte erhob sich, aus der Wüste
Köln, der allerschrecklichste Sturm, der je die Welt verheerte. Unter Dschen-
gis- Chan und seinen Söhnen stürzten die halbmcnschlichen Mongolen lavinen-
artig über die Länder, warfen hundert Throne nieder, und errichteten über
deren Trümmern ihr eigenes unermeßliches Reich, das größte, durch Blut und
Verödung schrecklichste in der Geschichte. Auch von den vier Haupt-Chanaten,
in welche bald das ungeheuere Ganze zerfiel — als Sina oder Ost-Asien,