1. Bd. 5
- S. 133
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
133
Von England.
doch schwache Eduard starb (1066), so riß Harald, Godwin's Sohn, die
Krone an sich. Nach Erbrecht gebührte sic Edgar Atheling, Jronside's
zartem Enkel; Eduard selbst hatte sie Wilhelm von der Normandie zu-
gedacht.
Derselbe war der natürliche Sohn und Erbe Herzog Robert's, Enkel
desjenigen Richard, an dessen Hofe Eduard's Vater einst Zuflucht gefunden,
Neffe von Eduard's Mutter Emma und durch erneute Freundschaftsverhält-
nisse mit ihm innig verbunden. Aber die Nation begehrte seiner nicht. Ein
Wittenagcmot hatte den Grafen Harald anerkannt. Durch Waffen allein
mochte Wilhelm zum Throne gelangen. Also sczte er mit 60,000 Streitern,
dem Kerne der normannischen Krieger, verstärkt durch Kampflustige aus
vielen Ländern umher, nach England über; 3000 Schiffe trugen seine
Macht. Harald, von einem Siege trunken, den er so eben wider den
norwegischen König Harald Haarfager und dessen Bruder Tosti,
Grafen von North umberland, erfochten, eilte zur Schlacht, welche ihm
Wilhelm bei Hastings anbot (14. Okt. 1066), verlor sie mit dem Leben,
und überließ also dem Eroberer das bluttriefende Reich.
§. 9. Normannische Könige.
Denn nach dieser mörderischen Schlacht — 15,000 Normänner und eine
weit größere Zahl Engländer waren gefallen — wagten die Lezten keinen
Widerstand mehr. So ward an einem Tage durch Wilhelm vollbracht,
was einst den Angelsachsen erst nach 150jährigem Kampfe gelungen. Die
Nation, nach Kricgsrccht dem Eroberer eigen, erlitt jezt eine traurige Unter-
drückung. An die Stelle der alten Allodialfreiheit sezte Wilhelm durch
Zwangsbcfchl und Einrichtung die Abhängigkeit des Lehensyftems, an die
Stelle des Nationalheerbanns den Kriegsdienst des Königs. Diese Aenderung
der Verfassung*), so wie die Mittel, womit man sie durchführte, und die
Verwirrung aller Verhältnisse, die von Beidem die Folge war, erfüllte die
Engländer mit Betrübniß und Unwillen. Wiederholte Aeußerungen desselben,
Versuche, zu Gunsten Ed gar's unternommen, reizten Wilhelm's Strenge.
Die Engländer fühlten die Zuchtruthe des beleidigten Herrn, die inimer wache
Aufsicht eines mißtrauischen Tyrannen. Kriege mit den Schotten und Dänen,
*) S. davon die ausführlichere Darstellung im dritten Abschnitt