1. Bd. 6
- S. 24
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
zur Erweiterung ihrer, dem Throne schädlichen, den Reichsverband schwächen-
den, Ansprüche; und Rudolf Selbst, die nähere Verpflichtung erkennend, für
Teutschlands Wohl zu sorgen, und die Schwierigkeit erwägend, veraltete
Rechte zu behaupten, gab verschiedene derselben den lombardischen Städten
um Geld dahin. Dem Papste aber, damit er dessen nüzliche Freundschaft er-
halte, gestattete er ansehnliche Vergrößerung des Kirchengebietcs. Auch in
Arelat begünstigte Rudolfs nur für's Vaterland kräftige Regierung die
Schwächung oder die Vergessenheit der alten Reichsrechte.
Dagegen wurden im Inneren Teutschlands die Zerrüttungen, die seit
Friedrich's Ii. lezter Zeit schrecklich zugenommen, die vielen Wunden,
woran alle Länder durch einheimische Zwietracht und troziges Faustrecht blu-
teten, geordnet und geheilt. Rudolf, durch die persönliche Freundschaft der
besseren Fürsten, zumal durch die Gunst der Kurfürsten, deren mächtigeren er
feine Töchter vermählt hatte, den einzelnen Ruhestörern überlegen, verkündete
auf seinem ersten Reichstage einen allgemeinen Landfrieden und handhabte
ihn mit Kraft und Strenge. Rastlos zog er in den Provinzen umher, zu
schüzen, zu strafen, Ordnung und Geseze zu handhaben, böse Feindseligkeiten
zu schlichten. Da wurden unzählige Raubschlösser zerstört und an der Stelle
frecher Gewalt das Ansehen der Gerichte erhoben. Jezt erhielt der Acker seine
verscheuchten Pflüger wieder, der Kaufmann, welchen sonst die Wegelauerer
geplündert, zog sicher seiner Straße, und in den Städten gedieh der Fielst
friedlicher Gcwerbslcute.
Also verdiente Rudolf den schönen Namen: „Wiederhersteller des
Vaterlandes", als welches er von drohender Auflösung errettet und auf
den Grundsäulen bürgerlicher Ordnung von Neuem befestiget hat. Seit dein
Städteerbaucr Heinrich hatte den heiligen Beruf des Königs Keiner so treu
erkannt wie Er, der da sich aufgestellt erklärte, „Frieden und Recht zu
schirmen, unter allen die köstlichsten Gaben des Himmels."
Aber die glänzendste und folgenreichste That dieses prciswürdigen Kaisers
war die Besiegung Ottokar's, des trozigen Böhmen-Königs, des Gc-
walträubers von Oestreich und Steiermark, auch Herrn von Kärnthen
und Krain (s. B. V. S. 116). Derselbe, auf eine Belehnung König
Richard's, mehr noch auf sein Schwert pochend, hielt seinen Besiz sürunan-
tastbar. Zugleich verwarf er Rudolf's Wahl, zu welcher man ihn nicht bei-
gezogen, und weigerte sich, die Lehen zu empfangen-, oder auf des Königs