1. Bd. 6
- S. 25
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
Tagen zu erscheinen. Da erklärte ihn Rudolf in die Acht, besiegte (1276)
den Stolzen und zwang ihn zum harten Frieden. Ottokar mußte Verzicht
leisten auf Oestreich und alle teutscheländer, wegenböhmen undmähren
aber die Belehnung empsahen. Wcchselhcirathcn zwischen Söhnen und Töch-
tern der beiden Feinde sollten die Aussöhnung befestigen. Aber bald erneuerte
Ottokar den Krieg. Die Reichshilfe war meist heimgezogen, mit Rudolf waren
nur noch die eigenen und die Schaaren einiger näheren Freunde. Gleichwohl
errang er auf dem Marchfelde (1278) — mühevoll, doch um so glorreicher
— den entscheidendsten Sieg. Ottokar Selbst, nach dem verzweifeltsten Kampfe,
ward erschlagen, der Rest seines Heeres zerstreut. Dem Sohne des Ge-
tödteten gab Rudolf, mit weiser Mäßigung, denselben Frieden, welchen Ottokar
treulos gebrochen; nur sollte Mähren, zum Ersaze der Kriegskosten, fünf
Jahre lang dem Kaiser verpfändet seyn.
Hierauf, mit Rath und Einwilligung aller Kurfürsten — Er Selbst hatte
zur Giltigkeit wichtiger Reichsgeschäfte solche Genehmigung für nöthig erklärt —,
verlieh er seinen Söhnen Albrecht und Rudolf die herrlichen Länder, deren
Wiederbringung an's Reich sein eigenes, schweres Werk gewesen, Oestreich,
Steiermark, Krain und die windische Mark (1282). Kärnthcn
ward dem Grafen Mainhard von Tyrol gegeben. Also ward die Macht
Habsburgs befestigt und der Grund zu ganz neuen, unermeßlich wichtigen
Verhältnissen gelegt. ^
Nach der damaligen Lage Teutschlands und der Welt hätte die Erblich-
keit der Kaiserkrone in dem nunmehr starken, doch nicht übermächtigen Hause
Habsburg wünschenswerth scheinen mögen. Natürlich war, daß Rudolf Selbst
darnach strebte. Aber die Kurfürsten, der freien Wahl sich freuend, ge-
währten ihm die Ernennung Albrechts, seines Sohnes, zum römischen Kö-
nige nicht. Diese Fehlschlagung that ihm wehe. Er starb kurz darauf (1291),
von den vaterländisch Gesinnten tief betrauert, ein Vorbild aller Guten sei-
nes Hauses, fromm, mild, rechtliebend, wie die Besten aus ihnen, aber kräf-
tiger, weiser, mäßiger, als die Meisten.
§. 3. Adolf von Nassau.
Nach einem fast jahrelangen Zwischenreiche gelangte durch Vorschub des
mächtigen und ränkevollen Gerhard, Erzbischofs von Mainz, dessen Ver-
wandter Adolf, Gras von Nassau, zur Krone (1292). Aber die Gründe