1. Bd. 6
- S. 29
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. 29
von Ludwig des Baicrn Zeit als natürlich sich darbietende Episode ein-
weben.
§. 8. Heinrich Vii. Verhältnis)'c Jtaliens.
Ein Wahlreich ist den gefährlichen Einwirkungen fremder Mächte bei
jeder Thronerledigung ausgesezt. Bereits hatte das Beispiel Richard's von
England und des castilischen Alfons den auswärtigen Fürsten eine Aus-
sicht auf den Thron der Teutschen eröffnet. Rudolf von Habsburg aber
hatte gelehrt, wie die durch eigenen Werth wenig lockende Wahlkrone zur
Vergrößerung der Hausmacht könne benüzt werden. Also wurden nach Al-
brecht's Tode nicht nur. von vielen einheimischen Fürsten, sondern auch von
dem französischen Könige, Philipp dem Schönen — zu seines Bruders
Karl von V al ois Gunsten — Anschläge auf den erledigten Thron gemacht.
Der Papst, Clemens V., vereitelte — insgeheim, weil er dem Könige
sonst vielfach verbunden war — des Lezteren Absicht und ermunterte die
geistlichen Kurfürsten zur Beschleunigung der Wahl. Diese, durch
wiederholte Ausübung und durch vorzügliche Klugheit an die Spize des Ge-
schäftes gestellt verabredeten die Erhebung Heinrich's, des Grafen von
Luxemburg, des Bruders von Balduin, dem Kurfürsten von Trier.
Aber die Wählenden, zumal Peter Aichspalter, Kurfürst von Mainz,
forderten für ihre Stimmen einen hohen Preis, die Bestätigung vieler an-
gemaßten Rechte und Freiheiten, selbst Geld und Gut und die kaiserliche
Hilfe wider Privatfeinde.
Was Heinrich also zur Erlangung der Krone aus eigenen und aus
Reichsmitteln'hintangab, ward —- ihm wenigstens und seinem Hanse— durch
Erwerbung der Krone Böhmens mit Wucher vergütet. Heinrich von
Kärnthen, welcher, nach König Rudolf's von Oestreich frühem Tode,
das östreichische Hans von dieser Krone verdrängt hatte, gefiel den Böh-
men nicht. Sie boten deßhalb Johann, des Kaisers Sohn, die jüngere
Schwester König Wenzel's zur Gattin und als Mitgift das Königreich an
(1309). Sofort sprach der Kaiser dem kärnthischen Heinrich die Krone
ab, weil er die Belehnung darüber nicht angesuchet, und eroberte ohne Mühe
das ganze Land. Auch die Herzoge von Oestreich entsagten ihrem Rechte,
da Heinrich sie mit Ansprüchen auf ihr eigenes Erbe schreckte. So war das
Haus Luxemburg auf den böhmischen Thron erhoben, und hiedurch 130
Jahre lang in Teutsch land groß und gewaltig.