1. Bd. 6
- S. 36
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
von Norden, die Burgunder von Westen, die Langobarden — oder
früher die Ostgothen, ja schon in grauer Vorzeit die Etrusker (s. B. I.
S. 183) — von Süden her in die Thäler dringend, begegneten sich im
Innersten des Landes, wo sie theils — wie meist die italischen gegen die
alemannischen Stämme — nach der Wasserscheidung der Gebirge natürlich
sich begrenzten, theils —wie die Alemannen und Burgunder unter sich
— mehr willkürliche oder durch Zufall bestimmte Marken sezlen. Auch auö
dem fernen Norden sollen, bei verschiedenen Anlässen, mehrere germanische
Schwärme in die stillen Thäler gezogen seyn. Die Stämme aller drei Zun-
gen wurden zwar vereinigt unter dem Scepter der großen fränkischen
Monarchie und, nach deren Zersplitterung, zum zweiten Male unter der
Hoheit des auch über Italien und Burgund gebietenden teutschen Rei-
ches: aber hier inehr, als sonst irgendwo, weil begünstigt durch die Natur
des vielgcthciltcn Landes und durch die Verschiedenheit der Stämme und Zun-
gen, trat, im Gefolge der Lehensverfassung und des Faustrechtes, nach
dem herrschenden Zeitgeiste eine bunte Zerstücklung in vielgestaltige geistliche
und weltliche Herrschaften, Stadtgemeinden, mittelbare und unmittelbare Ho-
heitsbezirke u. s. w. ein, und entstand die mannigfaltigste Mischung von
Reichs- und Provinzverhältnisscn, nach Gebieten, Rechten, Ansprüchen
und Freiheiten der Gemeinden, Familien, Landschaften, Aebte, Bischöfe und
königlichen Statthalter. Jede Hauptumwälzung — wie, da die bürgnn-
dischc Hoheit an den König der Teutschen kam —, jeder Wechsel der
Reichs st atthalterschaft oder überhaupt der vorherrschenden Macht nach
Familien und Bezirken — worunter die zähringische, die savoyische,
die Habsbur gische Zeit sich auszeichnen —, auch die Schicksale einzelner
größerer Herrenhäuser, Erbthcilungen und Vereinigungen u. s. w. ließen
dauernde Spuren in den inneren oder äußeren Verhältnissen zurück; Hclveticn
ward viclgctheiltcr und vielhcrrischer als jedes andere Reichsland. So besaßen
die Bischöfe von Lausanna und Gens und Basel, der Abt von St.
Gallen und mehrere andere Aebte, dann die Grafen und Herren von Neu-
burg. Greyerz, Vaz, Sargans, Toggcnburg, Rappcrschwyl,
Baden, Lenzburg, Kyburg und vor allen mächtig, nachdem sie das
Erbe der Leztcrcn mit altcigenem großen Gute vereint hatten, die Grafen
von Habsburg, neben und unter einander viel untcrthäntges oder dienft-
und zinspflichtiges Land; und es blühten zwischen ihren Gebieten freudig und