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1. Bd. 6 - S. 105

1846 - Braunschweig : Westermann
105 Zweites Kap. Von Frankreich und England. starb der Connétable Ludwig von Luxemburg, Graf von St. Pol — von Karl dem Kühnen schändlich ausgeliefert an Ludwig — ; es starben also der Graf von Perche, Ncnatus von Alençon und der Herzog Jakob von Nemours, Graf von Armagnac, ein Sprößling des merovingischcn Geschlechtes, wie man glaubt — neben ihnen viele andere geringeren Standes, mehr als viertausend an der Zahl, wie die Zeitgenossen versichern; die meisten ohne regelmäßigen Prozeß, auf das Machtwort des Königs. Unter dem Blutge- rüste des Vaters mußten die jungen unschuldigen Prinzen von Nemours stehen, daß das Blut auf sie herabträufelte; alsdann sperrte man sie in die finstersten Gewölbe der Bastille. So ward der König" allgewaltig durch Schrecken und es versank die Nation in schweigenden Gehorsam. Wohl „hat er das Königthum in Frankreich hergestellt," wiejoh. v. Müller von ihm rühmt, und „freie Hand sich verschafft": aber nur durch Unter- drückung der Freiheit Aller; er hat den Grund zu dem Baue gelegt, welcher nachmals Frankreich und Europa mit düstern Schatten deckte. Ludwig schloß mit den Schweizern Bündniß wider Burgund und erneuerte solches wiederholt mit der ganzen Eidgenossenschaft und mit einzel- nen Ständen. Seine Ränke waren es zumal, welche Karl den Kuhnen in den Krieg wider die Schweizer führten, und sein war der Hauptgewinn aus diesem Kriege. Aber wir haben diese Verhältnisse und die Streitigkeiten über Karl's Erbe schon früher in der Geschichte Burgunds, auch in jener der Schweiz und Teuschlands erzählt. Durch den Auheimfall mehrerer burgundischen Länder, daun durch jenen von G ui enne, endlich durch das Erbe von Anjou (Provence und Forcalquicr), welches Renatus, der sich König von Neapel nannte, 1479 seinem Neffen, Karl, und dieser 1481 dem Könige vermachte — nicht achtend der Ansprüche des Herzogs Renatus von Lothringen —, dann durch die Grafschaften Roussillon und Cerdagne, welche ihm der König von Aragonien pfandweise überließ, durch die Grafschaft Boulogne, welche er eintauschte, und mehrere andere kleinere Erwerbungen vermehrte Ludwig daö Krongut und machte es einträglicher durch regelmäßigere Ver- waltung und erhöhte Steuern. Er starb — nach kläglicher Beängstigung des Gemüths und vergeblicher Erschöpfung aller Hilfsmittel der Kunst und des Aberglaubens — auf seinem mit Furcht gehüteten festen Schloß, le Plessis les Tours (30. Aug. 1483.)
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