1. Bd. 6
- S. 123
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Von Italien.
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Muth der Gemeinen und vor Allem die Fehler, welche der durch's Glück ver-
blendete Rienzi beging, stürzten ihn. Nach seltsamem Wechsel der Schicksale
kehrte der Geächtete, der Gefangene von Avignon nach Nom zurück, als
Gcwaltsträger des Papstes, und verlor sein Leben in einem Ausstande des-
selben Volkes, welches zu befreien er gestrebt hatte (1334).
Nach dieser merkwürdigen Episode kehrten im Kirchenstaate die alten
Verhältnisse zurück. Die Macht des Papstes, ungeachtet Gregor Xi. den
Siz wieder in Nom nahm (1376), erfuhr durch die nachfolgende Kirchen-
spaltung eine langwierige Verkümmerung, und nur mühsam stärkten und er-
weiterten, nach wiederhergestelltem geistlichen Frieden, die Päpste — zumal
Nikolaus V., Paul Ii., Alexander Vi. und Julius Ii. — durch ge-
rechte und ungerechte Mittel ihre weltliche Herrschaft.
§. 9. Kleinere Staaten.
Von den Fürstenthümcrn, die wir oben nannten, ist Modena mehr
durch den uralten Adel seines Herrscherhauses, das sich von Este nennt, auch
durch persönliche Tugenden einzelner Fürsten (zumal Nikolaus I., des
Friedensstifters, und Borsus, seines Sohnes), als durch besondere Macht
ansehnlich; Savoyen aber, wiewohl es schon in der vorigen Periode in den
piemontefischen Ländern sich ausbreitete, ist doch, dem 'Hauptlande
Savoyen nach, zum burguirdischen Reiche gehörig, auch sein Einfluß in
die gcmeinitalischen Geschichten noch gering. Durch kluge Benüzung der Um-
stände, meist geräuschlos aber standhaft, gründeten die Grafen, nachmals
(seit 1416) Herzoge von Savoyen die Größe ihres Hauses.
Des Aufblühens der Freiheit in den tu sei scheu Ländern haben wir
schon im vorigen Zeiträume gedacht. Wir haben unter den Städten der-
selben Pisa als das Haupt der Gibellinen und Florenz als jenes der
Guelsen gesehen. Die vorherrschende Macht Pisa's, die über Sardi-
nien sich erstreckte, wurde herabgebracht seit dem 12ten Jahrhundert durch
unglücklichen Krieg mit Genua. Dieses Lezte ward sodann groß und gebot
selbst über Montferrat und über die Küsten von Provence, über Mar-
seille, während es auch in den östlichen Meeren reichen Länderbesiz und
die wichtigsten Handelsvorthcile erwarb (s. B. V. S. 110). Nur die ein-
heimische Zwietracht und fortwährender Partcicnkampf zernichteten solches
Glück. Die mächtigen Adorni und Fregosi zumal waren es, welche