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1. Bd. 6 - S. 186

1846 - Braunschweig : Westermann
186 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. fchränkung der Königsmacht nahm zu, keine günstige Gelegenheit dazu ward versäumt von den selbstsüchtigen Großen. In Böhmen erneuerte der Aus- gang des luxemburgischen Hauses die Wahlfreiheit der Stände. In Polen verkauften jezt schon die Großen ihre Wahlstimmcn gegen Bestätigungs- Urkunden ihrer Anmaßungen. Unter Kasimir Iv. erschienen zuerst die Landboten oder Dcputirtcn des Adels der Provinzen auf den Reichstagen und erhielten frühe das Ucbergewicht über die geistlichen und weltlichen Rcichs- beamtcn, welche sonst darauf vorherrschten, jezt aber in einer gesonderten Kammer berathschlagten. Die Städte hatten wohl für sich einige Vorrechte, aber in Reichssachen keinen Einfluß. Die Bauern sanken mehr und mehr in Sklaverei. Zwar hatte Kasimir Iii. Li. sie in seinen besonderenschuz genommen, wohl auch sie ermahnt, mit „Steinen und Prügeln" die Zumu- thungen der Edlen abzuwehren: aber die nachfolgenden Könige verschmähten es, „B a ucrnkönigc" zu heißen, wie man den großen Kasimir — nach der Gesinnung sarkastisch, im Grunde höchst ehrenvoll — genannt hatte; und nachdem die Aristokratie entscheidend gesiegt, so vermochte kein König mehr, den Gemeinen zu helfen. Ungarns Verfassung war jener von Polen ähnlich. Auch hier galt der Adel Alles und der Bauer Nichts. Doch gelangten die Städte int löten Jahrhundert zur Neichsstandschaft. Der König, wenn er nicht, wie Ludwig Li. oder Matthias Corvinus, durch persönliche Kraft impo- nirte, hatte wenig Gewalt. Die Magnaten oder die hohen Reichsbeamten und die Prälaten herrschten. In diesen Reichen war also doch ein Stand, der Adel, frei; man möchte in demselben die eigentliche Nation, in den Gemeinen einen Hausen Leibeigener erkennen. In Rußland war auch der Adel Sklave des Thrones. Solches war ein Vermächtniß der mongolischen Herrschaft, welche nach asiatischem und nach Kriegs-Recht über der ganzen Nation gelegen, und nun, nach der Befreiung vom auswärtigen Joch, an die einheimischen Großfürsten kam. Die Betrachtung solcher Verhältnisse ist traurig. Vom griechischen Kaiserthum, vom ganzen Orient zu reden, ist überflüssig. Das bleibende Verhängniß dieser Länder ist Sklaverei. L
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