1. Bd. 6
- S. 199
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Völkervcrkehr und Handel.
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§. 23. Italischer, französischer, englischer, spanischer Handel.
Die Handelswichtigkcit der italischen Staaten erhielt sich. Vor allen
glänzte Venedig. Obgleich von seinen morgcnländischcn Vesizungen viele
durch der Mongolen und noch mehreren durch der osmanischen Türken
rohe Kriegsgcwalt verloren gingen; dennoch erhielt sich sein ostindischer
Handel über Aegypten und hiedurch der gewinnbringendste Verkehr mit allen
Abendländern. Auch die übrigen Hauptstädte Italiens, auch jenseits des
adriatischen Meeres das durch Sprache und politisches Verhältniß ihnen unge-
hörige Ragusa, einst Venedig Unterthan, seit der Mitte des I4ten Jahr-
hunderts aber frei, erhielt oder machte der Handel reich und mächtig. Vierzig
tausend Einwohner zählte diese gcwerbfleißige Stadt. Dreihundert ihrer
Schiffe befuhren das Meer. Sieben Millionen Zechinen lagen 1480 im öf-
fentlichen Schaz. Einzelne Bürger vermachten demselben Hunderttausende.
Auswärts besaß Ragusa viele Camtoirs und Niederlassungen; und selbst unter
der türkischen Oberhoheit, die es nothgcdrungen erkannte, blcb cs in inneren
Geschäften frei und hochwichtig für den morgcnländischcn wie für den abend-
ländischen Handel.
Weit weniger bedeutend war der französische Handel, wiewohl einige
südliche Städte, zumal Marseille und Lyon, durch selbstthätigen Verkehr
sich bereicherten. Das mittlere und nördliche Frankreich diente mehr dem bel-
gischen und dem hanseatischen Handel.
Auch England erhob sich nur langsam zur kommerziellen Wichtigkeit.
Lange spielte cö gegen die N i e d e r l ä n d e r und gegen die teutschen H a n se at c n
eine untergeordnete Rolle. Die Leztcn duldete es jedoch weniger unwillig auf
seinen Märkten, als die Ersten. Eduard Hi. hob die Industrie seines Lan-
des durch Aufnahme vieler aus Flandern auswandernder Wollwcber, dann
durch das Verbot der Ausfuhr roher Wolle und der Einfuhr fremder Tücher.
Verschiedene Handelsgeseze, in gleichem Geiste erlassen, folgten nach, jedoch
zur Zeit noch ohne entscheidende Wirkung.
Spanien, begünstigt durch den Reichthum seines Bodens und den Ge-
werbflciß seiner maurischen und jüdischen Einwohner, trieb ansehnlichen
Handel, Portugal nicht minder. Doch erst am Ende der Periode ging für
beide durch die glücklichsten geographischen Entdeckungen die allcrglänzendste
Aussicht auf. Diese ^gcnrcichcn Entdeckungen in Osten und Westen, da sie