1. Bd. 7
- S. 38
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Zweites Kap. Entdeckung Amerika's
Gefahr und dreijähriger heldenmüthiger Ausdauer blos die bestiinintcre Kennt-
niß vom wirklichen Daseyn und von dem Neichthume des von Balboa nur in
dunkler Ferne gezeigten Landes war. Der Statthalter von Panama verbot
jedoch Pizarro die Fortsczung des allzukühnen Werkes. Dieser eilt nach
Spanien, erhält von Karl V. die Gutheißung des Unternehmens und die
Bestallung als Statthalter des zu erobernden Landes, und fährt zum zweitcn-
male aus von Panama (1830), mit 3 kleinen Schiffen und 180 Streitern
(worunter 36 zu Pferd), welchen später einige kleine Verstärkungen folgten.
Der Streit zweier Brüder, Huafcar und Atahualpa, um die Herr-
schaft über das väterliche Reich — Jener beherrschte Cusko, Dieser Quito
— gab den Thron der Jnea's so verächtlicher Schaar von Angreifern preis.
Atahualpa hatte zwar gesiegt in der Schlacht, und hielt seinen Bruder in
Cusko gefangen: aber er fürchtete von jeder Bewegung den Umsturz seiner
noch schlecht befestigten Gewalt, und bewarb sich deßhalb ängstlich um die
Freundschaft der Spanier. Pizarro, nachdem er den vertrauenden Ata-
hualpa bei Caxamalka durch den schändlichsten Verrath in Gefangenschaft
gebracht (1332) und die Edelsten der Nation geschlachtet, nachdem er als Nan-
zion für den gefangenen Jnca unermeßliche Schäze erpreßt und endlich doch
den unglücklichen Monarchen unter den schlechtesten Vorwänden hingerichtet
hatte, eroberte mit leichter Mühe Quito, so wie das prächtige Cusko und
mit denselben das ganze weite Reich.
Die Leiden Peru's endeten hiemit nicht. Pizarro, welcher den Siz der
Herrschaft nach dem neu erbaute» Lima verlegte (1333), betrog seinen Mit-
verbundencn Alm agro um deu ihm gebührenden Antheil an Schäzen und
Land. Er sollte erst in Chili sich erkämpfen, was Pizarro in Peru sich
zugeeignet. Während er daselbst mit Hcldenmuth, doch ohne entscheidenden
Erfolg gegen die kriegerische Bevölkerung jenes Landes stritt, erhob sich in
Peru ein allgemeiner Ausstand gegen die tyrannischen Eroberer. Manco-
Capac, Huasear's Bruder, hatte sich an die Spize seiner getreuen Nation
gestellt. Viele zerstreute Haufen der Spanier wurden aufgerieben, Cusko und
Lima von unübcrsehlichen Heerhaufcn belagert. Der zurückkehrende Alniagro
zieht zwar als Sieger in Cusko ein; aber er behält cs für sieb, ans den kö-
niglichen Gewaltsbriefen beweisend, daß die Stadt in den Grenzen seiner
und nicht Pizarro's Statthalterschaft liege. Pizarro, nachdem er die Be-
lagerer Lima's geschlagen, trägt feindliche Waffen gegen den oft betrogenen.