1. Bd. 7
- S. 47
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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und des Wasserweges nach Ostindien.
auf der Bergplatte von Mexiko oder in dem hohen Thale von Quito und
auf dem Plateau von Neu-Granada einer fortwährenden Frühlings-Tem-
peratur und des Anblickes europäischer Früchte sich erfreut, wird die zunächst
anstoßende Niederung durch die schwülste Hize erdrückt, und zeigen Thiere und
Pflanzen die Physiognomie der tropischen Zone*).
Indessen ist selbst in der Niederung die tropische Zone Amerikas weit
minder brennend heiß, als jene, welche die afrikanische Sonne durchglüht,
überhaupt in dem neuen Continent Kühlung und Feuchtigkeit vorherrschend,
während man im alten vergleichungsweise mehr trockene Wärme empfindet.
Die langgestreckte Lage Amerikas von der Nähe des südlichen Polarkreises
zum nördlichen, die geringe Breite des Contincnts in einem großen Theile
der heißen Zone, die von beiden Seiten zuströmenden, kühlenden und feuchten
Seewinde, dann die ungeheuere Gebirgshöhe, die ewigen Schneemassen, welche
die darüber hinziehenden Winde kühlen, die Größe und Menge der Flüsse,
welche vielarmig und in mannigfaltigen Windungen die Länder durchschneiden,
die Höhe und Dichtigkeit der Urwälder, die fetten, mit Gras, Rohr und
vielnamigen Pflanzen bedeckten Ebenen, im Gegcnsaz der nackten, von der
Sonne leicht durchglühten Sandregionen Afrika's, endlich die Beschaffenheit
der vorherrschenden und periodischen Winde sind die bleibenden, durch den
vergleichungsweise noch geringen Anbau des Bodens in ihrer Wirkung ver-
stärkten Gründe dieser merkwürdigen Verschiedenheit.
Dieselbe hat auch den mächtigsten Einfluß ans das Reich, der Vegetation
und des thierischen Lebens. Unter den Breitengraden, unter welchen Afrika
in der großen wasserlosen Sahara ein ungeheueres Reich.des Todes, unter-
brochen nur durch seltene insularisch grünende Strecken, darbietet, sicht man
in Amerika, dem durchnäßten Boden in schwül feuchter Luft die üppigste,
saftstrozendste Vegetation entsprießen. Zwei hundert Fuß hohe Bäume be-
decken mit ihrem undurchdringlichen Schatten die dicht gedrängten Lianen und
mannigfaltiges, vielfach verschlungenes Gesträuch; ein Gewühl von empor-
strebenden Kräutern, Gräsern und wuchernden Saftpflanzen belastet und be-
reichert faulend das tief unter ihnen verborgene Erdreich. Noch in die höhe-
ren Regionen, doch mit überraschendem Wechsel der Pflanzengestaltcn, sezt
’) Bergt, die vortrefflichen Schilderungen vonhnmboldt, nach demselben auch Matte-
Brun ii. A.