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1. Bd. 8 - S. 62

1846 - Braunschweig : Westermann
62 Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv. wiewohl unter Widerspruch der Ulema's—, über Ungarn sich ergoß, Tökely zum Herrn des ganzen Reiches, als Schüzling der Pforte, erklärend (1682). Bald war das kaiserliche Heer zurück nach Oestreich getrieben, die wenigen Pläze in Ungarn, welche noch Leopold gehorchten, theils genommen, theils eingeschlossen, und also der Krieg auf teutschen Boden gewalzt. Die Türken lagerten sich vor Wien (14. Juli 1683). Der Kaiser, in bestürzter Eile, floh nach Passau. Oestreich und Steiermark wurden von Tartar en ver- wüstet, Städte und Dörfer wurden verbrannt, viele Tausend Menschen in die Sklaverei geschleppt. Tökely brandschaztc Mähren. Die Bcsazung Wiens bestand aus 12,000 Mann regulirtcr Truppen, welchen die Bürger und mit diesen die gcwcrbtreibcnde und die studircnde Ju- gend tapferen Beistand leisteten. Der Graf Rüdiger von St ahremberg, welchem der Oberbefehl anvertraut war, erschöpfte alle Hilfsmittel der Kunst, des Hcldcnniuthcs, des glühenden religiösen und patriotischen Eifers. Aber die Türken zählten 200,000 Streiter und 200 Feuerschlünde. Hatten sie gleich viel Bclagcrungskunst, als Macht und Muth besessen, Wien hätte nothwendig fallen müssen. Alsdann wäre auch Oestreichs Glanz erloschen, und Tcntschland, um nicht Beute der Türken zu werden, hätte sich anderem, wahrscheinlich Frankreichs, Schuze vertrauen müssen. An den Rcichs- grcnzen stand bereits ein französisches Heer; Ludwig gedachte seinen Sohn zum römischen König zu machen. Leicht wäre hiedurch Frankreich zur Herrschaft Europa's gelangt, oder hätte sie mit den Türken getheilt, oder endlich, wenn Glück und Heldenmuth Beides abgewandt hätten, so wäre immer eine ganz andere Ordnung der Dinge aus dem wilden Kampfe hervor- gegangen. Aber Wien wurde nicht erobert. Die dringende Gefahr riß endlich die teutschen Stände aus ihrer sonst gewöhnlichen Schläftigkeit und engherzigen Entzweiung. Achtzigtauscnd Streiter sammelten sich aus den teutschen Landen in kurzer Frist. Zwanzigtausend Polen gesellten sich ihnen als Hilfsvölker bei. Der König von Polen, der tapfere Johann Sobiesky, führte den Oberbefehl. Unter ihm standen der Herzog Karl von Lothrin- gen und der Fürst von Waldeck. Die Kurfürsten von Baiern und Sachsen mit anderen hohen Häuptern befanden sich bei'm Heere. Schon waren viele Außenwerke Wiens zerstört, viele Streiter gefallen, täglich hef- tigerer Andrang von außen, größere Noth und Mangel in der Stadt. Da
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