1. Bd. 8
- S. 230
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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230 Eilftes Kap. Der östreichische
schnellen ttebcrfall gewonnen. Nur das Schloß vertheidigt sich noch. Von
da eilt Eduard in die Gefilde von Prestonpans (20. Oktb.), und zer«
streut die ihm entgegengeeilte zweimal stärkere englische Kriegsschaar. Schon ist sein
Heerhaufcn zu sechs, bald zu acht Tausend Mann erwachsen, schon schreitet
er kühn über die englische Grenze, ist in Carlisle, ist in Derby, vierzig
Stunden von London. Mehrere königliche Truppen gehen zu ihm über,
Lancaster scheint geneigt sich für ihn zu erklären, Spanien und Frank-
reich senden Hilfe.
König Georg befand sich eben auf dem festen Lande, für die pragma-
tische Sanktion zu kämpfen. Seine Negierung sczte einen Preis von 30,000
Pfund Sterling auf des Prinzen Haupt, und Er Selbst, eilig heimgekehrt,
hielt sich genöthigt und berechtigt zu gleich harten Mitteln. Die Habeas-
Corpus-Akte wurde suspendirt, strenge Eide von allen Milizen gefordert, alle
katholische Priester aus London vertrieben. Aber es herrschte eine geheime
Gährung in der Hauptstadt und im ganzen Reiche; daher man nicht nur die
Nationaltruppen aus Flandern unter Cumberland, sondern auch fremde
Truppen, Holländer und Hessen, hastig herbeirief, den drohenden Brand
zu ersticken. Die Meinung der Welt war getheilt zwischen der Legitimität der
wirklichbcstchcnden und der früher bestandenen Negierung; aber ungetheilt war
die Bewunderung der Kühnheit, der Hochherzigkeit und des Edelmuthes des
königlichen Jünglings. Den blutdürstigen Manifesten seiner Feinde sezte er
den Befehl entgegen, weder die Person des Königs Georg anzutasten, noch
irgend eines Gliedes seines Hauses. Diese Kundmachung ließ die englische
Negierung verbrennen durch Hcnkershand.
Indessen rückte der Herzog von Cumberland mit überlegenen Streit-
kräften in Schottland ein. Der Prinz, an Geld, an Artillerie, an gere-
gelten Truppen und an Reiterei Mangel leidend, hatte zwar noch ein Treffen
bei Fallkirk gewonnen (28. Jänner 1746) und das verschanzte Lager sei-
ner Feinde erobert; aber er unterlag der llcbcrmacht Cumberland's in
-der verhängnißvollen Schlacht bei Cullodcn (27. April), welche das ganze
Heer des Prinzen zernichtete. Dieser unglückliche Prinz, nach langem Umher-
irren^ nach Erduldung unerhörter Gefahren und Mühseligkeiten, entrann doch
seinen blutgierigen Feinden, und gelangte am Bord eines französischen Schiffes
nackt und hilflos an die Küste Frankreichs. Sein Sieger Cumberland
wurde königlich belohnt von dem brittischen Parlament.