1. Bd. 8
- S. 316
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Vierzehntes Kap. Kaiser Joseph H.
Anmaßungen in Hohcits- und Handelssachen vermehrten die Erbitterung; zuse-
hends zogen sich die Wolken eines neuen Krieges zusammen. Da verband
Joseph sich innig mit Katharinen, und Beide bedrängten die Pforte mit
immer härteren Forderungen. Zum zweitenmal waren die Tartarcn gegen
Sa hin Guerai aufgestanden, und hatten B atschi G uerai zum Chan
gewählt (1782). Aber die Russen seztcn den vertriebenen Sahin von Neuem
ein. Zugleich forderten die Kaiscrhöfe die Pforte nicht nur zur genauen Beob-
achtung des Friedens von Kutschuk-Kainartzschi auf, zumal was die Handels-
freiheit auf dem schwarzen Meere betraf, sondern sie muthetcn ihr mancherlei,
die Schwächung der Abhängigkeit bezweckende, Bewilligungen für die Hospo-
dare der Moldau und Wal lach ei zu. Seufzend gewährte die Pforte, was
verlangt ward. Aber jezt legte Sahin Guerai seine Gewalt in die Hände
der Kaiserin nieder (1783); und sofort nahmen die Russen von der ganzen
Krimm Besiz; auch die Insel Taman und die Kuban wurden besezt und
zu russischen Provinzen unter dem Namen Taurien erklärt. Nunmehr waff-
neten die Türken; Frankreich aber, unfähig sic zu schüzen, rieth zur
Nachgiebigkeit. Die russischen und östreichischen Heere zogen an die
Grenze; in den türkischen Ländern wüthete die Pest. Da kamen unter fran-
zösischer Vermittlung erneute Friedensverträge zu Stande (8. Jänner 1784, .
und 24. Februar), wodurch Rußland seine ungerechten Erwerbungen behielt,
Oestreich aber blos einige Handelsvortheile gewann.
§. 11. Türkenkrieg.
Der Friede währte nicht lange. Neue Reizungen von beiden Seiten un-
terhielten den Haß, und entzündeten endlich den offenen Krieg. Der Fürst
Hera kl ins von Carduel und Cacheti, welchen schon der Friede von
Kutschuk-Kainardschi von der türkischen Oberhoheit befreit hatte, unterwarf
nunmehr sich und seine Fürstcnthümer der Kaiserin Katharina, wodurch
die moskowitischc Herrschaft in den kaukasischen Ländern begründet ward.
Bald nachher nahm die Kaiserin den flüchtigen Hospodar der Moldau,
Maurocordato, als Schüzling auf. Hinwieder begünstigten die Türken
die Einfälle der kuban'schcn Stämme, zumal der Lesgier, in das russische
Land. Auch die Streitigkeiten über Handel und Schifffahrt auf dem schwar-
zen Meere dauerten fort. Da wurde die Pforte erschreckt durch die geräusch-
volle Reise, welche die Kaiserin, auf Potemkin's Antrieb, nach der neuge-