1. Bd. 9
- S. 116
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuere Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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gesezgebenden Versammlung.
hatte derselbe seine Truppen gegen die französischen Grenzen gesandt; und
schon am 6. Juli kündete Ludwig Xvi. der Nationalversammlung den
bevorstehenden preußischen Angriff an. In einem von Berlin aus erlassenen
Manifest erklärte auch der König von Preußen, daß er gemäß dem Bunde
mit dem König von Ungarn und zum Schuze des beeinträchtigten teut-
schen Reiches die Waffen ergreife, vornehmlich aber zur Unterdrückung der
Anarchie in Frankreich, zur Erstickung des von dort aus drohenden Schwindel-
geistes und zur Wiederherstellung der gcsezlichcn, monarchischen Gewalt. Eine
ähnliche Erklärung erließ abermal Oestreich. Beide betheuerten zugleich —
was von heilloser Wirkung war — daß sie die Annahme der Konstitution
durch Ludwig Xvi. weder für einen freiwilligen, noch aufrichtigen Akt hielten.
Mit den östreichischen und preußischen Truppen, welchen gegen
20,000 Emigranten sich anschlossen, vereinigten sich noch 6000 Hessen,
während noch mehrere andere Ncichsfürften sich zum Kampfe rüsteten, und in
Italien das sardinische Heer, vereinigt mit östreichischen Truppen, aus
Mailand gegen die französische Grenze zog. Die große preußisch -
ö streicht sch e Macht befehligte der als Feldherr hochberühmte, regierende
Herzog C. W. Ferdinand von Braunschweig. Der König von Preu-
ßen und seine zwei ältesten Prinzen folgten persönlich dem Heere. Schon
berechnete man die Streitkräste sämmtlicher Verbündeten auf 200,000 Mann.
Stolz auf diese Stärke brach der Herzog von Brannschwcig aus dem
Luxemburgischen in Frankreich ein (19. August); eroberte schnell die
Festen Longwy und Verdun (23. August, 2. September), und nahm kühn
die Richtung nach Paris. Gleichzeitig rückte der Fürsten Hohenlohe
gegen Thionville, Clersait gegen Stenay. Herzog Albert von
Sachsen-Teschcn bedrohte Französisch-Flandern.
Noch vor dem Aufbruche des Herzogs von Coblenz ward in seinem
Namen, ans Befehl der östreichischen und preußischen Minister, ein Manifest
an die französische Nation bekannt gemacht (23. Juli), ein unseliges Mach-
werk des Ucbermuthcs und der Verblendung, entschieden verderblich für die
Sache, zu deren Frommen man cs geschmiedet. Die große, freihcitstrnnkcne
Nation ward darin behandelt wie eine Ncbcllcnrotte, ihr nicht Krieg erklärt,
londcrn Unterwerfung, reuiger Gehorsam geboten; für solchen Fall jedoch
Hoffnung der Verzeihung gewährt. Mit schwerster Strafe wurden be-
droht alle Nationalgardcn, die sich vertheidigen würden, alle Obrigkeiten ver-
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