1. Bd. 9
- S. 315
1846 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Hermes, Karl H., Rotteck, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 13
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1812
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuere Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Kaiserthums bis zum Brand von Moskau.
lien begangen, sonach die französische Herrschaft über den größten Theil der
Halbinsel, bestätigt, sondern es trat Oestreich noch ab an das „Königreich
Italien" das venetianische Land auf beiden Seiten des Meeres, an
Baiern Tirol, die starke Vormauer des Staates, auch Vorarlberg,
Eichstädt und einen Theil von Passau; an Baiern, Würtcmberg
und Baden die schwäbisch-östreichischen Lande sammt dem Breisgau.
Dagegen sollten Salzburg und Berchtesgaden mit Oestreich vereint,
dem ehemaligen Großherzog von Toskana, jezt Bcsizer dieser Länder, da-
für Würzburg und dem Erzherzog Ferdinand, Herrn vom Breisgau,
eine andere Entschädigung gegeben werden. Auch sollte das Hoch- und
Teutschmeistert hum einem östreichischen Prinzen erblich zugeschiedcn seyn.
Diekurfürstcu von Baiern und Würtcmberg wurden als Könige, und
mit ihnen der Kurfürst von Baden als völlig unabhängig anerkannt,
doch sollten sie dem „teutschen Bunde" fortwährend angehören. Baiern
bekam überdies noch die bisherige Reichsstadt Augsburg. Auch Alexan-
der ward Friede geboten; aber Er verschmähte denselben. Sein Heer, welches
Kaiser Franz schon nach dem Waffenstillstandsvertrag von Austerliz aus sei-
nen Staaten entfernen mußte, zog sich nach Schlesien, und ging im Fe-
bruar des folgenden Jahres nach Rußland zurück.
Nicht blos der Länderverlust (wiewohl mehr als tausend Quadratmeilen
mit nah an drei Millionen Einwohner betragend), sondern weit mehr noch
die moralische Wirkung so unerhört schnellen Falles, dann die Befestigung
der napolcon'schcn Herrschaft über Italien und die völlige Umkehr aller
Verhältnisse in Teutschland, machten den Frieden von Prcsburg
niederdrückend für Oestreich und für Europa. Zwar hatte Oestreich sich
ausbedungen, daß „Rang und Ceremonie!" zwischen ihm und Frank-
reich bleiben sollten, wie sie vor dem Kriege gewesen. Aber die Macht war
geschwunden, und der politische Einfluß dahin. Süd- Teutschland,
sonst gewohnt von Oestreich das Gescz zu empfangen, war jezt Vasallen-
reich des Franken geworden; die teutsche Kaiserwürde hatte keine Bedeu-
tung mehr. Das ganze Staatensystem von Europa war zertrümmert, das
Machtgebot des Einen, jezt ohne Widerstand ertönend, weissagte neuen Um-
sturz in Süd und Nord.