Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 11 - S. 203

1846 - Braunschweig : Westermann
203 Der russische Türkenkrieg. und dem Ansehen zu umgeben, welche derselbe in den Tagen Lugwigs Xiv. besessen hatte. Wohin er aber immer die Blicke wenden mochte, um den französischen Einfluß geltend zu machen, hatte überall bereits Oesterreich festen Fuß gefaßt. Oesterreich gebot in Italien von den Alpen bis zum Golf von Tarent, und in dem deutschen Bunde hatte Oesterreich selbst über Preußen ein entschiedenes Uebergewicht, das für französische Ränke nirgend den ge- ringsten Raum ließ. Am empfindlichsten war dem französischen Hofe, daß auch zu Turin, unmittelbar an den Thoren Frankreichs, der österreichische Einfluß jede Mitbewerbung ausschloß. Die Stimmung, die eine natürliche Folge dieser Thatsache war, wurde auf geschickte Weise benutzt, um einem Gerüchte Eingang zu verschaffen, welches Oesterreich darauf hinarbeiten ließ, den Prinzen von Carignan, der seine früheren rcvolutionairen Verirrungen durch seine Theil- nahme an dem spanischen Feldzuge unter dem Herzog von Angoulème gebüßt hatte, vom sardinischen Throne auszuschließen, weil derselbe der Hinneigung zu Frankreich verdächtig war. Zu dieser politischen Eifersucht, die allein hin- reichend war, das Cabinet der Tuilerien dem österreichischen zu entfremden, kam noch eine zwar grundlose, aber deshalb nicht weniger mächtig wirksame Bcsorgniß, die, durch treulose Einflüsterungen genährt, eine Quelle nicht bloß des Miß- trauens, sondern des entschiedensten Hasses zu werden drohte. Der Sohn Napoleons, der Herzog von Reichstädt, wurde zu Wien erzogen; Kaiser Franz gab ihm vielfache Beweise persönlichen Wohlwollens, hielt aber Alles von ihm entfernt, was Gedanken des Ehrgeizes in ihm erwecken konnte. Dennoch blieb er der Erbe des väterlichen Ruhmes, und die Möglichkeit war allerdings denkbar, daß einst Umstände eintreten konnten, die ihm gestatteten, auch auf ein anderes Erbe Anspruch zu erheben. Nichts war leichter, als dem schwachen Gemüthe Karls X. als wirklich erscheinen zu lassen, was doch nur eine weit entfernte Möglichkeit war.. Der Starke glaubt gern, was er hofft, der Schwache, was er fürchtet. Karl X. wurde überredet, daß österreichische Send- linge in Frankreich bemüht wären, die napoleonischen Erinnerungen zurückzu- rufen und ihren Schimmer in der Meinung der Nation auf den Herzog von Reichstädt zu übertragen. Der Herzog von Wellington kannte die Stimmung, die in den Tuilerien gegen Oesterreich herrschte; er hütete sich daher wohl, dem französischen Cabinctte Vorschläge zu machen, die eine Aufforderung zu gemeinschaftlichem Handeln mit Oesterreich gegen Rußland enthalten hätten, sondern schlug einen andern Weg ein, von dem er hoffte, daß er gleichfalls
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer